Es folgt ein Redebeitrag von Nate zum Trans Day of Visibility
Hi, ich habe spontan nochmal das Bedürfnis gehabt, was los zu werden. Ihr habt es schon gehört von Dora, meine Pronomen sind „they/them“, oder auf Deutsch „dey/deren“. Das ist jetzt schon einige Jahre her – ich kann gar nicht mehr sagen, wie lang genau – dass ich zum ersten Mal drüber nachgedacht habe „Was zum Henker ist eigentlich jetzt mein Gender? Als was identifiziere ich mich jetzt?“. Und damals habe ich um mich keine einzige Personen gekannt, die selber trans war. Und es war zu der Zeit noch allerlei Discourse von wegen „Okay, was ist denn jetzt valide von trans Identitäten? Ist nichtbinär sein valide genug?“ und so weiter und so fort… Und da war ich natürlich zu dem Zeitpunkt nicht out für eine Weile und ich muss gestehen, das Outing und das Mit-sich-im-Reinen-Sein, das kam erst nach und nach. Also, die Unsicherheit ging erst weg, je mehr Kontakt ich mit anderen trans Personen haben konnte und von denen ich dann einfach hören konnte „Was gibt es für Gemeinsamkeiten? Was gibt es für Unterschiede?“ und wo ich einfach erfahren habe, dass trans Personen verdammt akzeptant sein können und es ihnen richtig egal ist, was vielleicht der Rest von der Gesellschaft gesagt hat („Oh, das ist nicht valide.“ oder „Es sollte man nicht ernst nehmen!“). Wie auch immer. Nein! Das soll man ernst nehmen! Und das kann ich heute mit Stolz sagen. Ich habe… Ich fühle mich gar nicht mehr unsicher mit der Person, die ich bin und damit, was meine Geschlechtsidentität ist, bzw. nicht ist. Ich habe Community gefunden. Ich habe Liebe gefunden, okay. Ich habe aber auch Freundschaft gefunden, okay. Hauptsache: ganz viel Unterstützung. Und was ich jetzt einfach mit euch teilen möchte, ist, dass alle von euch – die trans, inter*, non-binary sind, oder wie ich agender – ihr alle verdient es, euch wohlzufühlen in eurer Haut. Ihr verdient es, Toleranz und Community zu erfahren. Und wenn ihr sie gerade nicht kriegt – wenn ihr gerade in einer Situation seid, wo ihr euch vielleicht noch nicht ganz sicher seid, wer ihr seid, oder ihr seid euch noch nicht ganz sicher, ob die Leute in eurem Umfeld euch akzeptieren werden, falls ihr euch outen wollt: ihr verdient Community! Und wenn ihr sie gerade nicht habt, dann holt sie euch! Geht auf andere trans Menschen zu! Wir sind für euch da. Sprecht uns gerne an, bitte! Ihr verdient es, euch wohlzufühlen! Ihr verdient es, Support zu haben! Ich supporte euch und ich weiß, dass es ganz viele trans Personen gibt, die euch ebenfalls supporten werden! Vielen Dank.
Es folgt ein Redebeitrag von Julia zum Trans Day of Visibility
Habt ihr euch schon mal Gedanken gemacht, ob ihr eines Tages mal Österreich aufgrund menschenfeindlicher Politik verlassen müsst, obwohl ihr nicht wisst, wo es sonst besser sein soll?
Ich stelle mir mit großer Sorge mittlerweile immer wieder diese Frage, seitdem ich mich als trans geoutet habe. Denn die politischen Entwicklungen international und auch hier zeichnen momentan kein gutes Bild ab.
Dieses Jahr ist Superwahljahr, sowohl in Österreich, als auch international.
Und mit dem zunehmenden Wahlkampf steigt auch die Anzahl an ausländerfeindlichen, queer- & transfeindlichen Aussagen und Narrativen.
Und das nicht nur von rechtsaußen, wie der FPÖ seit jeher. Nein, auch aus der sogenannten bürgerlichen Mitte, wie z.B. in Nehammers jüngst vorgestellten Österreichplan, in dem transfeindliche Aussagen drinstehen wie z.B. dass in Anführungsstrichen „biologische Männer Schutzräume von Frauen vereinnahmen würden.” – was kompletter Bullshit ist.
Das Queere Chaos Kollektiv hat anlässlich dieses Österreichplans, in dem unter anderem ein Verbot von Hormonbehandlungen für trans Jugendliche gefordert wird, einen Brief an Österreich verfasst, in dem wir auf die einzelnen Punkte eingehen und diese widerlegen. Dieser wird in den nächsten Tagen veröffentlicht. Wir laden euch dazu ein, diesen dann zu lesen und zu teilen.
Und der Anstieg queerfeindlicher Aussagen führt unweigerlich dazu, dass es zu mehr queerfeindlichen, gewaltsamen, teilweise tödlichen Übergriffen kommt.
So wurde z.B. in Großbritannien eine trans Frau von einer Person, welche zuvor transfeindliche Aussagen tätigte, mit einem Messer attackiert und mit mehreren Stichverletzungen ins Krankenhaus gebracht. Fast genau ein Jahr zuvor wurde in Großbritannien ein trans Mädchen von 2 Jugendlichen mit mehreren Messerstichen ermordet.
In den USA, im Bundestaat Oklahoma, starb jüngst die nicht binäre trans Person Nex Benedict durch Suizid. Einen Tag zuvor wurde Nex zusammen mit einer weiteren trans Person von 3 Mädchen auf der Mädchen-Schultoilette bewusstlos geschlagen. Die Schulleitung ließ keinen Krankenwagen holen. Nex wurde seit mindestens einem Jahr wegen derer Geschlechtsidentität in der Schule gemobbt.
Begonnen hatte dieses Mobbing laut Nex‘ Familie kurz nachdem in Oklahoma ein Gesetz in Kraft getreten war, das trans Jugendlichen verbietet, jene Schultoilette zu nutzen, die ihrer Geschlechtsidentität entspricht..
In Thessaloniki wurden jüngst zwei 21-Jährige trans Personen von einem Mob aus 200-300 Personen verbal angegriffen und verfolgt.
Das sind nur ein paar Auszüge der Übergriffe aus DIESEM JAHR. Mir macht das sehr große Sorgen und ich stelle ich mir die Frage, ob es in den nächsten Jahren noch schlimmer werden wird.
Deshalb bitte ich euch: Achtet im Wahlkampf darauf, wie über Minderheiten geredet wird und solidarisiert euch mit diesen. Seid laut und schweigt nicht.
Wir treffen uns am Montag, den 18.03. für einen Queeren Spiele- und Bastelabend im Stadtteiltreff Bienerstraße!✨
Es gibt…
Brett- und Kartenspiele
Basteln und Kreativwerkstatt
Kaffee, Tee und Säfte
Muffins und Kuchen (auch vegan)
Ganz egal, ob ihr für die Spiele, das Basteln oder nur für den Kuchen da seid, wir freuen uns, mit euch einen lustigen Abend zu verbringen! Wann? Sonntag, 18.03. ab 17 Uhr Wo? Stadtteiltreff Bienerstraße Bienerstraße 10 6020 Innsbruck
Wir freuen uns auf euch!Ganz liebe Grüße💜 Euer Queeres Chaos Kollektiv
Das hier ist nicht geskripted, aber ich gebe mein Bestes. Mein Name ist Nate und ich bin nicht-binär, genauer genommen bin ich agender, was genauer gesagt bedeutet, dass ich gerne als geschlechtsloser Blob wahrgenommen werden würde, weshalb ich mich auch gerne in formlosen Säcken kleide.
Naja, als ich geboren würde, haben der Doktor und die Eltern draufgeschaut und gesagt: „Ja, das ist ein Mädchen.“ Immer noch, wenn ich jetzt die Straßen runtergehen würde, würden viele Leute mich ansehen und sagen: „Ja, das ist eine Frau.“ Und ich bin hier um meine Solidarität denjenigen auszusprechen, die gerne als Frau wahrgenommen werden würden, die aber auch auf Probleme stoßen würden in unserer Gesellschaft.
Wie wir schon gehört haben, sind jedes Jahr extremst viele Fälle, an denen Gewalt an trans* Personen ausgeübt wird. Extrem viele, ein hoher Prozentsatz von diesen trans* Personen sind besonders transgender Frauen und transfeminine Personen.
Die Gewalt gegenüber von trans* Personen nimmt oft die Form an, dass das Geschlecht nicht wahrgenommen wird, nicht akzeptiert wird, doch von dem man sagt: „Das bin ich.“ Und oft wird das benutzt, um den Hass zu schüren, ganz besonders gegenüber trans* Personen. Zum Beispiel werden Personen wie ich, die als Frauen gesehen in einer transphoben, cis-normativen Welt. Es wird oft gesagt: „Oh, das sind die Opfer von den bösen, großen trans* Frauen, die natürlich alle kommen um euer Kind zu transen.“ Und das ist nicht fair. Das ist sowas von nicht fair, dass Leute versuchen mich zu benutzen, um trans* femininen Personen Gewalt anzutun.
Alle trans* Frauen, die ich kenne, haben mich immer unterstützt und haben immer auch für alle Frauenrechte gekämpft, inklusive Rechte für cis-Frauen. Und ich bin einfach auch hier um allen hier Anwesenden und allen auf der Welt überhaupt, die cis-Frauen sind oder die wie ich als Frau geboren wurden, es aber nicht sind zu sagen : „Wir müssen trans* Frauen und trans* femininen Personen den Rücken decken, denn ich weiß, dass sie es alle für uns auch tun würden. Lasst nicht zu, dass versuchen uns zu benutzen und zu sagen, dass Frauen unsere Geschwister, unsere Lover, dass trans* Frauen unsere Feinde sind, die uns wehtun wollen, wenn das Gegenteil der Fall ist. Die Leute, die das sagen sind die Personen, die anderen Frauen wehtun wollen.
Im Folgenden lest ihr einen Beitrag von Dora zu Inter* und Trans Solidarität. Das zugehörige Video findet ihr auch auf YouTube.
Mein Name ist Dora Sellner, ich bin die trans* Sprecherin der SoHo Tirol und ich möchte euch ein wenig über meinen Bezug zu inter* Personen erzählen.
Wie gesagt, ich bin trans*. Als trans* Person – und um das auch mal klarzustellen, das betrifft alle trans* Personen, egal ob trans* Frauen, trans* Männer oder non-binary Personen – sind wir oft einer Frage ausgestellt. Es kommen Leute zu uns und fragen: „Ja Dora, was bist jetzt eigentlich? Bist ein Mann oder eine Frau?“ Meine Gegenfrage darauf ist jetzt oft: „Ja, was meinst du jetzt damit?“, woraufhin die beliebte Antwort: “ Ja, auf wen stehst denn ?“, kommt.
Also mir ist nicht bekannt, dass Schwule, Lesben oder bisexuelle Personen weniger Mann oder Frau sind, aber mir wurde auch die Frage gestellt, wie mein schwuler Vater es geschafft habe, vier Kinder zu zeugen, weil als schwuler Mann… keine Ahnung, was die Leute vor sich haben, aber ihr seht welche Fragen mir gestellt wurden.
Dann gäbe es da noch die Frage: „Jetzt rede aber einmal ehrlich, bist du biologisch ein Mann oder eine Frau?“ Und immer schwingt mit, weil… nur echte Männer und nur echte Frauen können das machen. Nur echte Männer können Bauabreiter sein und nur echte Frauen dürfen auf das Frauenklo gehen. Und wir haben es heute schon im Beitrag von der VIMÖ gehört, es gab ja von der WHO die Aufklärungskampagne für menstruierende Personen, die sehr sinnvoll war, da sie menstruierende Personen ansprechen wollte und nicht unbedingt Fauen. Weil mich haben sie nicht gemeint haben, aber andere Männer, die menstruieren oder inter* Personen, die menstruieren, waren sehr wohl gemeint. Und dann sage ich dazu, dass es ja auch inter* Personen gäbe, woraufhin man oft als Antwort erhält:
„Die sind ja krank.“
„Die gelten nicht.“
„Die haben halt einen Gendefekt.“
„Und überhaupt sind es zu wenige.“
Und deswegen als Frau, als trans* Person:
Liebe inter* Geschwister, Liebe alle,
inter* Personen sind nicht krank. Inter* Personen haben auch keinen Defekt. Krank ist ein System, in dem wir weiterhin darauf drängen, dass jeder Mensch entweder Mann oder Frau ist und es gibt nichts dazwischen. Defekt ist ein Rechtssystem, dass Eintragungen für inter* Personen vorsieht, aber de facto es ihnen unmöglich macht, sich diesen Eintrag vornehmen zu lassen und zwar immer sagt, es gibt von irgendeiner Gruppe von Personen zu wenige… passts auf, ob nicht ihr irgendwann einmal zu wenige seid. Weil, wenn es zu wenig inter* Personen gibt, gibt es dann auch zu wenig trans* Personen? Gibt es zu wenig bisexuelle, zu wenig homosexuelle Personen? Gibt es zu wenig Nicht-Christen? Gibt es zu wenig Arme? Gibt es zu wenig Alte? Zu wenig Junge? Zu wenig alleinerziehende Personen? Marsha P. Johnson hat es richtig erkannt.
Niemand hat alle Rechte, bis alle alle Rechte haben und in diesem Sinne kämpfen wir gemeinsam für uns alle.
Marsha P. Johnson (1945 – 1992), Drag-Queen und Aktivistin
Im Folgenden lest ihr einen Beitrag von Julia, in dem auf Solidarität und wie diese aussehen kann, eingegangen wird. Das zugehörige Video findet ihr auch auf YouTube.
Hallo, ich bin auch vom Queeren Chaos Kollektiv. Heute ist ein trauriger Tag. Denn heute gedenken wir wieder den zahlreichen trans* und genderdiversen Menschen, die in den letzten 12 Monaten ermordet wurden, aufgrund ihrer Diskriminierungserfahrung in transfeindlichen Gesellschaften Suizid begangen haben, die gestorben sind, weil Ihnen der Zugang zu medizinischer Versorgung verwehrt wurde oder in Gefängnissen umgekommen sind.
Heute ist auch ein Tag, an dem Kämpfe in Erinnerung gehalten werden, an dem Geschichten sichtbar gemacht werden, an dem trans und genderdiverse Menschen ihre Trauer auf die Straße tragen. Auch ich trauere heute und möchte auch explizit nicht trans* und genderdiverse Menschen dazu einladen, solidarisch mitzutrauern.
Denn gerade Solidarität von nicht-betroffenen und außenstehenden Personen kann sehr viel bewirken. Sie zeigt nämlich trans* und genderdiversen Personen, dass diese nicht allein sind und aus dieser Erkenntnis können sie sehr viel Kraft schöpfen.
Und jetzt werden sich einige fragen, wie kann ich Solidarität zeigen?
Hört trans Personen zu!
Verwendet die von der Person gewollten Pronomen und Namen, wenn ihr diese ansprecht oder über sie sprecht.
Bedenkt bei eurer Wortwahl, ob diese ungewollt diskriminierend wirken könnte.
Sprecht ihnen ihre Erfahrungen und vorallem ihre Diskriminierungserfahrungen nicht ab!
Wenn ihr mitbekommt, dass eine trans* Person vor euch Diskriminierung erfährt, schweigt nicht. Stellt euch hinter die trans* Person und seid präsent.
Das sind ein paar Sachen, welche den Alltag von trans* und genderdiversen Personen sehr viel einfacher machen. Viele trans* und genderdiversere Personen haben leider keine Solidarität erfahren und habe sich unter anderem deswegen das Leben genommen.
Wir werden heute auch diesen Personen gedenken und deren Namen vortragen. Zu erwähnen ist hier noch, dass die Dunkelziffer hier sehr viel größer ist.
Im Folgenden lest ihr einen Beitrag von Nicole. In diesem erzählt sie von ihrem Sohn und appelliert an ihre Mitmenschen und alle Eltern. Das zugehörige Video findet ihr auch auf YouTube.
Ich bin überaus stolze Mutter eines trans* Jungen. Ich sehe aber in meinem Kind viel, viel mehr als einfach ein Geschlecht! Für mich ist mein Sohn ein Kind, das wunderschön ist, wertvoll, dessen Lachen süchtig macht und ich kann ihm nicht oft genug sagen, dass er das Beste ist, was mir je passiert ist.
Mein Sohn ist kreativ, vielseitig, offen, mitfühlend, neugierig, kann mich manchmal auf die Palme bringen und eigentlich haben immer schon alle gesagt, mich eingeschlossen: „Er ist anders.“
Aber gerade dieses „Anders-Sein“ hat ihn immer von allen abgehoben und ich als Mama habe das immer als eine seiner großen Stärken empfunden. Er schafft es meistens er selbst zu bleiben, was wir wissen, richtig schwer ist und dieses „Anders-Sein“ ermöglicht ihm einfach sein Leben in den unterschiedlichsten Farben zu sehen. Er beschreitet den Weg des Lebens eben nicht auf einer eigentlich geradlinigen zugepflasterten Straße, auf der kaum oder keine Blumen wachsen, so wie viele von uns, weil wir uns nicht trauen, wir selbst zu sein.
Wir stehen heute hier, weil leider viele, immer noch viel zu viele Menschen nicht in der Lage sind, Anders-Sein und Verschiedenheit anzuerkennen. Sie glauben, es weicht von einer „natürlichen Norm“ ab. Ich habe einmal eine Aussage von einem ehemaligen deutschen Bundespräsidenten gelesen und mir gedacht: “ Ja, genau so ist es.“ Dieser sagte:
Es ist normal, verschieden zu sein. Es gibt keine Norm für das Menschsein.
Ehemaliger deutscher Bundespräsident Richard von Weizsäcker (1993)
Ich bin heute hier, um als Mutter an alle, die ein Problem mit Anders-Sein und Verschiedenheit haben zu appellieren. Hört auf damit, Menschen in Schubladen zu stecken. Die Welt ist bunt und das ist gut so! Geht mit mehr Akzeptanz und Toleranz durch diese Welt. Und lasst den Gedanken zu, dass das, was für einen selbst vielleicht gerade passt, eben nicht für alle passt!
Denkt mehr darüber nach über was und wen ihr urteilt, was ihr sagt, wem ihr was sagt und ob es überhaupt gesagt werden muss. Denkt mehr darüber nach, was eure Worte und feigen Taten alles anrichten können! Gebt Hass, Diskriminierung und Intoleranz keine Chance! Hört stattdessen zu, macht euch schlau, fragt nach und versucht euch in die Menschen hineinzuversetzen, die ja angeblich so anders sind als ihr! Sich in andere hineinzuversetzen und andere anzuerkennen ist nicht leicht, sondern schwierig, aber wählt nicht den Weg der Ablehnung, nur weil der vielleicht leichter erscheint.
Für mich ist klar, dass ich mich als immer schützend vor mein Kind stellen werde! Für mich ist er einer der mutigsten Menschen, die ich kenne und ich danke euch allen, die hier sind. Auch ihr zählt für mich zu wahnsinnig mutigen Menschen. Ich danke euch, dass ihr auch auf meinen Sohn aufpasst, ihn in eurer Mitte aufnehmt, ihn unterstützt und er sich auch immer darauf verlassen kann.
Als Mama sind meine Gedanken heute bei allen Eltern, die ihre Kinder durch feige Angriffe verloren haben. Ich vermag es mir nicht vorzustellen und ich will es mir auch nicht vorstellen, welch unendlich großen Schmerz sie erleiden müssen, weil Menschen heutzutage immer noch ein Problem damit haben, andere Menschen einfach so sein zu lassen wie sie sind.
Solidarität und Erfahrungen verlieren, aber davor komme ich nicht drum herum noch ein paar Worte zur Wut unter die sich auch Angst mischt zu verlieren. Denn wie wir alle und wie auch schon in Vorreden erwähnt würde ich gerne hoffen, dass die Liste im kommenden Jahr einfach kürzer werden würde, aber was muss man gerade beobachten gerade in Österreich im letzten Jahr beziehungsweise Jahren?
Eben dass im Zuge der Corona-Proteste begonnen wurde, von rechten und Verschwörungstheoretiker*innen Regenbogenfahnen öffentlichkeitswirksam zu zerreißen. Heuer im Mai hat die Jugendorganisation der FPÖ dazu aufgerufen statt dem Pride Month einen Patriotenmonat durchführen zu wollen. Gleichzeitig haben rechtsextreme Bewegungen wie die Identitäre Bewegung dazu aufgerufen im deutschsprachigen Raum Pride-Demos angreifen zu wollen. Seitdem haben wir beobachtet, dass in Wien die Lesung eines queeren Kinderbuches gestört wurde, in Deutschland wurden mehrer Pride-Demos angegriffen. Dabei wurde auch eine trans* Person getötet und vor einer Woche gab es einen Angriff in Graz auf das Lokal der RosaLilaPantherinnen, der auch ein queerer Treffpunkt ist in Graz.
Das macht alles nicht irgendwie, dass sich irgendetwas in naher Zukunft zum besseren verändern kann, außer wir tun etwas dagegen. Deswegen an alle solidarischen cis Personen, die heute da und am Weg vorbei sind: Schaut nicht weg, schreitet ein, werdet Allies! Denn trans* sein oder wie ich nicht-binär, genderqueer zu sein, agender zu sein oder einfach nicht cis zu sein ist keine Entscheidung, die ich oder irgendjemand anderes getroffen hat.
Es ist halt einfach unsere Lebensrealität, die es anzuerkennen gilt und das wäre auch ein Schritt für cis Menschen nicht einfach nur da und solidarisch zu sein, sondern vielleicht auch mal damit zu beginnen sich selbst als cis zu bezeichnen, um dem entgegenzuwirken, dass cis die angebliche Norm sei. Und an die queere Community möchte ich ausrichten: Wir brauchen Orte des Empowerments. Es braucht Orte, wo wir zusammenkommen, es wichtig ist diesem Rechtsdruck entgegenzuwirken als Communitiy. Also lasst uns Banden bilden – stay queer, stay rebel.
Und zum Schluss kriegen wir es vielleicht noch hin für alle Menschen, die von ausbeuterischen, unterdrückerischen, kapitalistischen System ermordet wurden ein fettes Rest in Power loszulassen und in das all unsere Wut und unseren Ärger zu stecken, den wir heute mittragen – Rest in Power!
Im Folgenden lest ihr den Redebeitrag von Katha am Slutwalk 2023. Hier könnt ihr euch den Beitrag als Audio anhören:
Hallo, ich bin Katha vom Queeren Chaos Kollektiv und freue mich heute hier zu sein. In meinem Beitrag geht es heute vor allem um FLINTA-Personen. In einem patriarchalen System wie dem unseren kann mensch es einfach nicht richtig machen, das gilt ganz besonders für FLINTA-Personen. Ich hab all die Normen und Erwartungen so satt. Du musst ja brav sein. Leise. Angepasst. Hübsch. Attraktiv. Sexy, aber bloß nicht zu sexy. Denn aufreizende Kleidung wird quasi als consent wahrgenommen. FLINTA-Personen werden ständig darauf reduziert, Objekte der Begierde zu sein. Es wird angenommen, dass Kleidung nur für die Augen anderer, vor allem die Augen von Männern getragen wird. Und sogar wenn ich als weiblich gelesene Person eine andere in der Öffentlichkeit küsse, wird das aus einem Male Gaze heraus betrachtet. Als ob dieser Kuss nur dazu dienen würde, Männer anzuturnen. In diesem System kann mensch es nicht richtig machen. Menschen müssen zwangsläufig an all den Normen und Erwartungen, die sich oft auch widersprechen, scheitern. Und ich persönlich möchte auch daran scheitern – denn nur so ist ein selbstbestimmteres und freieres Leben möglich! Und nur so können wir uns auflehnen gegen diese gewaltige Täter-Opfer-Umkehr.
FLINTA-Personen werden klein gehalten. Oft nicht ernst genommen. Von klein auf dazu sozialisiert, sich anzupassen und bloß nicht wütend zu sein, nicht zu laut, bloß nicht auflehnend. Und genau so wird verhindert, dass sich an bestehenden Machtverhältnissen etwas ändern kann! Aber da machen wir nicht mehr mit!
Deshalb fordere ich alle, die können und wollen auf, wütend und laut zu sein. Denn dazu haben wir jeden Grund! Wir allein entscheiden über unsere Körper, über unsere Kleidung, über unsere Sexualität und unsere Geschlechtsidentität! Wir eignen uns Begriffe wie slut oder queer, die gegen uns verwendet werden an! Und genau darin liegt so viel Widerstand, darin ist erkennbar, dass wir uns nicht an die Norm anpassen. Und darauf auch stolz sein können!
Wir sind viele! Setzen wir uns gemeinsam ein gegen jegliche Form der Diskriminierung. Für mehr Aufklärung. Für mehr Selbstbestimmung. Für eine buntere Welt, in der Menschen für ihr Anderssein gefeiert werden.
Wir sind das Queere Chaos Kollektiv – eine Gruppe von queeren Menschen und Allies, die Innsbruck queerer und offener machen wollen. Und wie? Wir machen Veranstaltungen, Kundgebungen / Demos, Peerberatung, vernetzen uns mit anderen Organisationen, klären auf und zeigen Präsenz.
All das mit den Grundsätzen:
Sinnvoll: wir tun Dinge nur dann, wenn sie auch einen Sinn haben und unsere Ziele voranbringen, und nicht aus reiner Verpflichtung heraus
Machbar: wir schauen auf unsere Ressourcen und Kapazitäten und überfordern einander nicht
Kooperativ: wir arbeiten zusammen, unterstützen einander und bringen unsere individuellen Fähigkeiten ein
Inklusiv: es sind alle willkommen, es gibt keinen Outing-Zwang, eine Vielfalt von Stimmen soll gehört werden
Seit unserer Gründung im August 2022 ist viel passiert. Wir haben zahlreiche Events veranstaltet, unter anderem in der Trans Awareness Week und am Trans Day of Visibility, sowie den Poly-Stammtisch. Wir haben viele Kundgebungen gemacht, Redebeiträge gehalten, uns mit anderen Organisationen und Kultureinrichtungen vernetzt und viel Raum für die Community in Innsbruck erschlossen.
Aber: all das geht nur, weil wir viele engagierte Menschen sind, die sich einbringen!
Nach fast einem Jahr hat es ein wenig Wechsel gegeben, manche von uns sind umgezogen, andere haben mit der Uni zu tun, … es sind auch einige Leute dazugekommen, was uns riesig freut!
Aber wenn es so weitergehen soll, dann brauchen wir noch mehr Menschen, die mitmachen und sich einbringen. Jede einzelne Aktion oder Veranstaltung, die wir machen, braucht Menschen die sich um alles von Social Media bis hin zu Einkauf, Planung und Durchführung kümmern. Da steckt viel Arbeit dahinter. Doch je mehr wir sind, desto weniger Arbeit ist es für jede*n Einzelne*n und desto mehr Spaß haben wir miteinander.
Klingt das spannend für dich? Dann lies weiter oder schreib uns direkt eine Nachricht, wir freuen uns auf dich 😊
Q&A:
Wie ist das Kollektiv aufgebaut? Wie kann ich da dabei sein?
Im Kollektiv gibt es drei verschiedene „Arten”, Mitglied zu sein. Diese sind nicht fixiert, du kannst also jederzeit zwischen den verschiedenen Arten wechseln, wenn sich deine Lebensumstände ändern. Alle Leute, die gerne zu unseren Veranstaltungen kommen und sich bei uns wohl fühlen, können Teil des Kollektivs sein. Wir haben eine WhatsApp Gruppe, in der Informationen zu Veranstaltungen gepostet werden und einen Discord Server, in dem diskutiert, vernetzt und gemeinsam Spaß gehabt wird. Wenn du da dabei sein willst, schreib uns auf Instagram oder komm zu einem Event!
Wenn du Lust hast, dich fallweise oder dauerhaft in der Organisation einzubringen, dann gibt es dafür das OrgaTeam. Ins OrgaTeam kann jede Person aus dem Kollektiv, die sich dafür interessiert. Dafür meldest du dich bei uns auf dem Discord.
Entscheidungen getroffen und längerfristig geplant wird im Plenum. Ins Plenum kommst du über ein Vouching-System – das heißt, wenn du bereits Leute aus dem Plenum kennst, kannst du anfragen, ob du dabei sein kannst, und das Plenum entscheidet dann gemeinsam über die Aufnahme. Das klingt vielleicht ein bisschen scary – ist es aber nicht! Dabei geht es nur darum, dass keine toxischen Personen ins Plenum kommen, also keine Sorge…
Egal in welchem Ausmaß du dabei sein willst, wir freuen uns 😊
Was ist der Verein zur Förderung queeren Lebens?
Einige von uns haben im März einen Verein gegründet, damit wir Finanzen verwalten können und rechtlich abgesichert sind. Dieser läuft hauptsächlich im Hintergrund. Natürlich kannst du auch da Mitglied werden, wenn du im Kollektiv bist – aber bisher passiert da nicht so viel 😉 das meiste Interessante ist im Kollektiv.
Was bringt es mir, im Kollektiv zu sein?
Ganz viel! Wir sind gut in der queeren Community in Innsbruck, Tirol und teils Österreich vernetzt. Als ein großes Zeil haben wir vor, Räume für die Community zu erschließen und ein solides Netzwerk zur Verfügung zu stellen, damit queere Menschen und Allies Unterstützung, Freundschaft, Kontakte und Ansprache finden. Wir freuen uns immer, neue Leute kennenzulernen und schauen gut aufeinander. Außerdem bringen viele von uns verschiedene Fähigkeiten und Erfahrungswerte mit und teilen Wissen miteinander! Ob Beratung, Social Media, Schreiben, Kreatives, Eventorganisation, Aktivismus, … wir können viel voneinander lernen, und wir fördern den Wissensaustausch innerhalb des Kollektivs sehr.
Wenn ich einmal mithelfe, muss ich das dann immer machen?
Nein, natürlich nicht! Alles läuft bei uns auf freiwilliger Basis. Es gibt bei uns themenbezogene Teams und veranstaltungsbezogene Arbeitsgruppen. Z.B. ist das Social Media Team für unseren Instagram-Auftritt zuständig, das Blogbeiträge Team für die Beiträge auf der Website und das Design Team für Grafiken und Ähnliches. Bei einem Team dabei sein bedeutet nur, gefragt zu werden, wenn es Aufgaben für die Teams gibt. Zusätzlich ist es immer möglich, sich für einzelne Aufgaben bei Events zu melden z.B. kann mensch sich melden, beim nächsten Spaßtreffen Decken & Becher mitzubringen, oder einen Aufruftext für eine Kundgebung zu schreiben. Wir helfen auch immer gerne, wenn Leute etwas Neues ausprobieren wollen, damit niemand mit Aufgaben alleine gelassen wird. Wie viel du machen möchtest, ist dir überlassen; du kannst dich für jede Aufgabe freiwillig melden und wirst zu nichts gezwungen, was du nicht machen möchtest. Wir erwarten lediglich, dass rechtzeitig Bescheid gesagt wird, wenn eine Aufgabe doch nicht gemacht werden kann, damit es jemand anderes übernehmen kann.
Wie finde ich mich ein? Was, wenn ich nicht verstehe, wie etwas funktioniert oder einen Post übersehe?
Kein Problem! Wir haben Dokumentation und Verläufe, in die du dich einlesen kannst. Wenn dir das lieber ist, kannst du dich auch einfach bei einem Spaßtreffen mit uns unterhalten und Fragen stellen. Es ist auch möglich, einfach im Discord zu fragen, ob jemand Zeit für dich hat und dir persönlich eine Einführung geben kann. Es gibt keine dummen Fragen!
Ich habe X Identität / ich bin Ally / ich bin noch neu in der Community / in Innsbruck – darf ich dabei sein?
JA! Bei uns sind alle willkommen, die sich in der Community zuhause fühlen (wollen) oder für queere Rechte einstehen. Egal, wie du dich selbst identifizierst oder ob du noch neu bist. Gerade dann freuen wir uns, wenn du dazukommst! Wir sind gegen Zwangsouting oder Identitäts-Policing. Bei uns steht Respekt füreinander an erster Stelle, alles andere ist deine Sache!
Ihr scheint wenig PoC in eurer Gruppe zu haben, bin ich trotzdem willkommen? Wie geht ihr mit Rassismus um?
Es stimmt, dass wir bisher primär weiße Menschen / ohne Migrationshintergrund sind. Wir möchten das aber gerne ändern. Rassismus, wie jede andere Diskriminierungsform, ist bei uns ein No-Go, und wir arbeiten stets an uns, um einen Raum zu kreieren, der für ALLE offen ist. Wir freuen uns sehr über jede neue Perspektive, die ins Kollektiv kommt. Zögere nicht, uns zu kontaktieren – wir nehmen alle Sorgen und Ängste zu dem Thema ernst und wollen uns verbessern und unsere Vielfalt im Kollektiv erweitern.
Ich bin richtig motiviert und will sofort anfangen – wie mach ich das? Und was steht aktuell an?
Schreib uns direkt auf unserer Email oder Instagram, dann können wir dich aufnehmen und loslegen! Es gibt immer was zu tun. 😊
Im Moment planen wir einen Vortrag an der Uni, Infostände bei der SoHo-Kundgebung und dem Fest der Vielfalt, Beteiligung beim CSD, Spaßtreffen, den Poly-Stammtisch, die zweite Runde der Queer Games und die Trans Awareness Week im November. Vor allem unser Social Media Team und die Veranstaltungsorganisator*innen suchen dringend Leute, die mitmachen.