Queeres·Chaos·Kollektiv

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Queeres·Chaos·Kollektiv

Trans Awareness Week

Wir haben im August 2022 das Queere Chaos Kollektiv mit dem Ziel gegründet, Aktivismus und queeres Leben zugänglich, offen für alle, und präsent in Innsbruck und Tirol zu machen. Ein besonderes Anliegen war uns dabei auch, trans Personen und Lebensweisen zu zentrieren. 

Deswegen war eine der ersten Aktionen, die wir zu planen begonnen haben, die Trans Awareness Week in Innsbruck. Angelehnt an den Prager Pride wollten wir zusätzlich zur Kundgebung am Trans Day of Remembrance auch für die Trans Awareness Week Veranstaltungen planen, die sowohl der Information als auch Unterhaltung dienen. Dazu war unser Ziel, mit anderen Lokalen und Organisationen zu kooperieren, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen. Wir freuen uns, gemeinsam mit Greenoffice der LFU, Transgender Ambulanz Innsbruck, Weli, VSSTÖ, Renner Institut Tirol, Café Lotta, Fear the Queer und Die Bäckerei folgendes Programm vorstellen zu dürfen:

Es gibt Angebote für trans Menschen selbst, für Allies, für die, die es werden wollen, und für die, denen das ganze Thema noch neu ist. Mit den Veranstaltungen wollen wir Bewusstsein für trans Menschen und Lebensweisen schaffen, über den Themenbereich Trans aufklären, Einblicke in queeres Leben und queere Perspektiven geben, und Menschen die Chance eröffnen, Fragen zu stellen und sich einzubringen.

Wir möchten die Gelegenheit außerdem nutzen, unsere Anliegen und Forderungen an die Gesellschaft und die Politik anzubringen!

Trans Personen gab und gibt es schon immer, wir sind ein wertvoller und perspektivenreicher Teil der Gesellschaft, und dem Normdenken seit jeher ein Dorn im Auge. Trotz zunehmender Sichtbarkeit im öffentlichen Diskurs mangelt es noch immer an Strukturen, die für unseren Schutz, unsere Teilhabe, unsere Gesundheit und unsere Lebensqualität sorgen. Um sicherzustellen, dass jede trans Person in Österreich die Rechte und Anerkennung hat, die er*sie braucht, fordern wir: 

Politische Selbstbestimmung durch eine Reform des Personenstands- und Namensrechts und Öffnung des dritten Geschlechtseintrags

Die Änderung des Geschlechtseintrags soll unbürokratisch und vor allem depathologisiert werden. Es sollen keine teuren und invasiven Gutachten notwendig sein, sondern der Personenstand über eine persönliche Erklärung geändert werden. Außerdem soll der dritte Geschlechtseintrag für alle zugänglich sein, ob inter*, nicht-binär, trans, oder sonstig identifiziert. Wir fordern auch ein Ende für die veraltete Klausel, dass Vornamen dem Geschlecht angepasst sein müssen. 

Schaffung eines Ergänzungsausweises ähnlich des deutschen DGTI-Ausweises in Österreich

Die DGTI ermöglicht in Deutschland einen Ergänzungsausweis, auf dem das tatsächliche Geschlecht und der gewählte Name auch vor der offiziellen Personenstandsänderung aufscheinen. Ein solcher Ausweis beinhaltet z.B. die Reisepassnummer und kann als zusätzliches Identifikationsdokument benutzt werden, um Misgendern, Diskriminierung und Schwierigkeiten durch Diskrepanzen zwischen Erscheinungsbild und Geschlechtseintrag zu vermeiden. Wir fordern, dass ein solches Dokument auch in Österreich ermöglicht wird!

Ausweitung der medizinischen Versorgung für trans Personen und übergreifende Schulung der betreffenden Berufsgruppen

Wir benötigen dringend mehr geschultes Gesundheitspersonal, um die Versorgung von trans Tiroler*innen zu gewährleisten. Aktuell sind die Wartezeiten an der Transgender Ambulanz und bei Courage viel zu lang; zudem gibt es wenig niedergelassene Mediziner*innen, die das notwendige Wissen über trans Personen haben, um uns bei der Transition und im Alltag adäquat begleiten zu können. Wir fordern deswegen höhere Budgets für trans Versorgung und verpflichtende Schulungen zu trans Menschen für Mediziner*innen, vor allem Psychiater*innen, Therapeut*innen und Allgemeinärzt*innen. 

Sexualkunde
Immer mehr junge Menschen entdecken durch TikTok und andere Social Media Plattformen ihre eigenen queeren Identitäten. Wir beobachten, dass junge Menschen offener werden und mehr Möglichkeiten haben, sich auszudrücken. Um das zu reflektieren, ist es unabdingbar, trans und queere Existenz sowie die jeweiligen Bedürfnisse im Sexualkundeunterricht zu behandeln. Es darf nicht sein, dass queere Jugendliche auf eigene Faust nach Informationen über ihre sexuelle Gesundheit suchen müssen – vor allem, wenn die Norm sehr eng gehalten ist und damit auf eine geringe Menge an Menschen vollständig zutrifft. Umfassenden Sexualkundeunterricht für alle – jetzt!

Statistiken zu transfeindlicher Gewalt und Diskriminierung

Um zu visualisieren, wie unsere Situation in Österreich tatsächlich aussieht, fehlen oft Statistiken und Erhebungen. Wir fordern deswegen, dass trans und queere Menschen in demografische Statistiken explizit aufgenommen werden, vor allem, wenn es um Gewalt und Diskriminierung geht. Schluss mit der Unsichtbarkeit!


Natürlich sind das nicht alle Themen, die trans Leben betreffen – doch es sind die Anliegen, die für uns aktuell am drängendsten sind. 

Wir hoffen, dass du in der Trans Awareness Week, am Trans Day of Remembrance und im Alltag mit uns für Trans Akzeptanz einstehst und uns unterstützt. Wir danken dir dafür sehr herzlich und freuen uns, dich bei der einen oder anderen Veranstaltung zu sehen.

Trans Liberation Now!

Intersex Awareness Day – Geschichten aus einem unsichtbaren Alltag

Anlässlich des Intersex Awareness Days am 26. Oktober erschien ein Gastbeitrag einer inter* Person im FUQS Blog darüber, wo Intersex überall unsichtbar ist und warum wir Intersex Awareness weiterhin brauchen.

Begrifflicher Hintergrund

Die Begriffe Intersex oder Intergeschlechtlichkeit stammen aus dem medizinisch-pathologisierenden Diskurs , werden aber auch zunehmend von inter* Personen als empowernde Selbstbezeichnung reklamiert.1 Sie sind Überbegriffe für eine Vielzahl an „untypischen“ Formen der Entwicklung jener Körperanteile, die gesellschaftlich als vergeschlechtlicht betrachtet werden. Die Begriffe zeigen gleichzeitig, dass ein binäres Geschlechtermodell nicht nur gesellschaftlich problematisch, sondern auch biologisch falsch ist, bleiben diesem aber dennoch verhaftet, weil sie nur in Bezug zu diesem Modell funktionieren.2

Impressionen aus Ronja’s Alltag „zwischen Geschlechtern“

Das Bewusstsein für unsere Erfahrungen, unsere Traumata, unsere Anliegen und unser Dasein lässt selbst in progressiven Kreisen noch zu wünschen übrig. Wir seien so wenige, eine statistische Anomalie, es nicht wert, berücksichtigt zu werden. Es wolle uns niemand eine Identität auferlegen oder uns “zwingen”, uns als inter*, queer, “anders” zu definieren. Unsere Variationen seien nur einzelne Krankheitsbilder, nicht miteinander verbunden, “behandelbar”. Selbst dort, wo Wohlwollen und Solidarität da sind, herrscht Unsicherheit und mangelndes Wissen. Nichts davon ist die Schuld einzelner Personen, sondern der Ausdruck unseres allmächtig scheinenden Zweigeschlechtersystems, in dem alles außerhalb von cis Mann und cis Frau benachteiligt bis völlig verleugnet wird.

Worüber nicht gesprochen wird

Ich möchte heute nicht über meine Variation sprechen. Nicht, weil ich nicht stolz und glücklich über meinen Körper bin, oder Scham damit verbinde; diese habe ich nach langer, harter Arbeit ablegen können; sondern weil es oft das erste und einzige ist, was endogeschlechtliche Menschen über mich wissen wollen. Was da genau los ist, die medizinischen Details, unser Trauma, wie uns wehgetan wurde, warum das ein Problem sei. Deswegen sage ich Menschen nur selten, welche genaue Variation ich habe. Es geht sie nichts an. Ich werde mich nicht mehr rechtfertigen, warum ich denn anders bin, ob meine Abweichung ausreichend ist, oder ich doch gesellschaftlich in eine Box gezwungen werden kann, so wie es medizinisch auch im Jahr 2022 noch immer passiert. Denn selbst heute noch gibt es in Österreich keinen übergreifenden Schutz vor geschlechtsverändernden Eingriffen!

Klicke hier, um weiterzulesen.

Intersex Awareness Day 2022 – Ronja – Inter* Sein und Aktivismus

Im Folgenden lest ihr Ronjas Beitrag zum Intersex Awareness Day 2022. Dey spricht über deren Erfahrungen mit Inter* Sein, Community und Aktivismus. Ihr könnt diesen Beitrag auch auf Youtube finden.

Ich bin Ronja, ich bin 28, ich bin Wassermann, liebe Katzen und vegetarisches Essen, und ich bin inter*.

Diagnostiziert wurde ich mit ca. 24 Jahren. Natürlich nicht als inter*, sondern mit meiner Variation. Und hätte ich es nicht selbst gewusst, dann hätte mir auch niemand gesagt, dass ich inter* bin.

Aber ich wusste es, weil ich es seit ich ein Kind bin zu spüren bekommen habe. Ich war größer, haariger, muskulöser, verschwitzter als meine Klassenkameradinnen. Meine Pubertät verlief nicht so wie erwartet. Und ich wurde gnadenlos gemobbt. Als Frau akzeptiert wurde ich ohnehin nicht, nicht von gleichaltrigen – und selbst auf queeren Parties wurde mir ungefragt an die Brüste gegriffen um zu testen, ob sie echt sind.

Zum Glück war ich ein internet-Kind – ich habe viel Zeit auf Foren und in den Ecken, wo die Freaks sich rumtrieben verbracht. Ich habe gesucht und gesucht, was denn nun der Grund für alle meine Eigenarten war. Ich habe über inter* Personen gelesen, was intersex bedeutet und wie sich das äußert. Aber ich war nie bei einer*einem Gynäkologin*en. Ich habe mich nie getraut. Und ich dachte nicht, dass das, was ich erlebe, ausreicht, um mich inter* zu nennen.

10 Jahre lang habe ich immer wieder daran gedacht. Hatte eine oder zwei Geschlechtsidentitätskrisen und hatte es immer im Hinterkopf: wenn ich inter* wäre, würde das alles erklären. Wenn ich inter* wäre, könnte ich endlich Ruhe finden.

Und dann, auf einmal, hatte ich den Zettel in der Hand. Auf einmal hatte ich die Legitimation, die ich mir immer gewünscht hatte. Nicht, dass meine Ärzt*innen es je so genannt haben. Aber ich habe Gemeinschaft gefunden. Ich hab mich getraut, einem Server beizutreten, mit den Leuten zu sprechen, denen ich lange gefolgt habe. Keine*r von ihnen wollte einen Beweis – ich wurde mit offenen Armen aufgenommen.

Es ist nicht leicht, Community zu finden. Viele inter* Personen wissen ein Leben lang nicht, dass sie es sind. Anderen wird es absichtlich verschwiegen. Nicht alle inter* Personen suchen nach Community. Doch, die, die ich gefunden habe, hätten mich auch vor 10 Jahren schon aufgenommen, wenn es die Gruppen da gegeben hätte.

Wie ich am Anfang gesagt habe, bin ich vieles außer inter*. Und ich will auf keine meiner Eigenschaften reduziert werden. Aber ich kann ehrlich sagen, dass meine inter* Identität das ist, was mir am meisten Freude, am meisten Freiheit, am meisten Community gebracht und am meisten offenbart hat. Trotz all dem Schmerz, der Ablehnung, der Marginalisierung – ich würde es um nichts in der Welt ändern.

Die inter* Menschen, die ich getroffen habe, mit denen ich Freundschaften geschlossen habe, die meine tausend Fragen beantwortet haben und mir tausend Fragen zurückgestellt haben – zu euch möchte ich sagen, dass ich euch liebe. Ich liebe über alles, dass ihr mir die Augen geöffnet habt, dass ihr mir einen Platz zum dazugehören gegeben habt, dass ich mit euch lachen und weinen kann, dass es nie langweilig mit euch wird, und dass ich eine ganz neue Art mit euch gefunden habe, ein Mensch zu sein.

Manchmal fühlt es sich an, als wären wir in der Matrix aufgewachsen und hätten dann einen Weg gefunden, das Ganze zu durchschaun. Es wirkt so absurd, dass wir Babys Geschlechter zuteilen. Es wirkt absurd, dass unser Pass einen Buchstaben drinstehen haben muss, der auch noch etwas über uns aussagen soll. Es wird absurd, dass wir so oft sexuelle Orientierung auf Genitalien reduzieren. Dass wir uns eine Toilette aussuchen sollen, als ob wir nicht alle gleichermaßen aufs Klo müssen.

Wir sind so unsichtbar. Es wird mir bewusst, wenn ich Tage wie diese plane, und keine Musik finde die speziell für uns gemacht ist, oder gar im Entstehungsprozess an uns gedacht hat. Wenn ich Infomaterialien brauche, wenn ich online nachsehe, was es sonst alles gibt. Ich möchte hier nochmal die unglaublich wichtige Arbeit von VIMÖ, VARGES und Plattform Intersex unterstreichen, die in Österreich so dringend notwendig ist.

Aber wir sind trotzdem hier, und ich habe ganz viel Unterstützung, und das macht mich glücklich.

Meine liebsten und schönsten Tage sind die, an denen ich mit anderen Menschen, die das durchschaut haben, Zeit verbringe. Ob trans, nicht-binär, inter*, queer, oder nichts davon; Menschen, die hinter den Vorhang gesehen haben und sich aktiv gegen dieses System stellen, euch hab ich am liebsten. Mit euch kann ich lachen ohne Angst zu haben, dass der nächste Witz auf meine Kosten geht. Mit euch kann ich über meine tiefsten Gedanken reden ohne Unverständnis zu bekommen. Mit euch kann ich so frei sein, wie ich es will.

Also Danke ich euch allen, die heute hier waren. Ich danke euch, dass ihr mit uns dieses archaische System durchschaut und durchlöchert, mit und kämpft, und mit uns lacht.

Danke!

Intersex Awareness Day 2022 – Nils – Inter* Allies

Im Folgenden lest ihr einen Beitrag zu Inter* Solidarität von unserer Kundgebung am 26.10.2022 in Innsbruck. Ihr könnt diesen Beitrag von Nils gelesen auch auf Youtube finden.

Wie können wir inter* Allies sein?

Inter* Menschen machen ca. 2-5% der Weltbevölkerung aus, mit einigen Schätzungen die auch höher sind. Das sind mehr Menschen, als es uns vorkommt – mehr als rothaarige Menschen, wesentlich mehr als Österreicher*innen. Trotzdem sind inter* Personen in so vielen Bereichen noch unsichtbar und im Vergleich zu vielen anderen Gruppen eher klein. Also, wie können wir Solidarität zeigen und Allies sein?

Akzeptiere Zweigeschlechterdenken nicht und spreche es an

Wenn Menschen über „Mann und Frau“ reden, diese als Gegensätze darstellen, sie als zwei gegensätzliche Gruppen ohne „Zwischenstufen“ sehen – sprich das an! Lass es nicht einfach so stehen, sondern gib Menschen zu denken. Wir als Menschen sind so viel vielfältiger als unser Zweigeschlechtersystem uns einreden will!

Konzentriere dich nicht nur auf Variationen und Körperlichkeiten

Ja, inter* hat immer eine körperliche Komponente – aber inter* Erfahrungen und Lebensrealitäten sind um einiges vielfältiger als das. Inter* Menschen werden oft auf ihre Körper und Variationen reduziert, vor allem im medizinischen Bereich. Aber unsere Neugierde rechtfertigt nicht, invasive Fragen zu stellen und uns anzumaßen, alles über eine inter* Person wissen zu dürfen. Also denkt erstmal drüber nach, bevor ihr Fragen stellt – ob ihr euch damit wohlfühlen würdet, und ob ihr die Person überhaupt gut genug kennt um intime Fragen zu stellen.

Denk darüber nach, wann und wie oft du über inter* Personen sprichst

Redest du nur dann über inter* Personen, wenn es darum geht, im Internet einen Streit zu gewinnen? Benutzt du die Existenz von inter* Personen, nur um andere Identitäten zu rechtfertigen? Wenn wir über inter* Personen sprechen, dann sollten wir auch darüber nachdenken, warum. Inter* Personen sind keine Schachfiguren! Natürlich sind queere Geschlechter und Identitäten miteinander verbunden, aber wenn wir über inter* Personen sprechen sollten wir auch für sie einstehen – nicht nur dann, wenn es praktisch für uns ist.Informier dich!
Hast du schonmal auf der Seite von VIMÖ, Plattform Intersex, oder OII reingeschaut? Es gibt viele Materialien über Variationen, inter* Leben, inter* Akzeptanz und Solidarität. Wir haben hier auch eine Auswahl an Broschüren, die ihr euch anschaun könnt.

Hört inter* Personen zu

Am meisten lernen können wir von inter* Personen selbst. Inter* Personen sind eine wahnsinnig diverse Gruppe, mit verschiedenen Erfahrungswerten und Perspektiven. Natürlich können wir nicht alles über inter* von einer einzigen Person lernen, doch je mehr wir uns miteinander austauschen desto besser können wir einander verstehen. Es gibt auch zahlreiche Videos, Talks und ähnliches auf Youtube, die ihr euch ansehen könnt.

Stellt eure eigenen Muster in Frage

Es ist wichtig, dass wir das hinterfragen, was wir gelernt haben. Inter* Menschen werden oft unsichtbar gemacht, und jede*r von uns ist im Zweigeschlechtersystem aufgewachsen, das uns Unwahrheiten als Fakten verkauft hat. Das ist nicht unsere Schuld, aber es ist unsere Verantwortung, das zu hinterfragen. Warum werden Mann und Frau als einzige Möglichkeiten verbreitet? Wen verletzen Witze über kleine Penisse wirklich? Warum ist es so tabu, über unsere Körper und deren Entwicklung zu sprechen? Wieso tun viele so, als wären 2-5% der Bevölkerung vernachlässigbar? Wieso ist es immer noch akzeptierte Praxis, Babys Geschlechter zuzuordnen und sie sogar medizinisch zu verändern, wenn das nicht einfach möglich ist?

Danke, dass ihr heute mit uns da seid und für inter* Akzeptanz kämpft. Es liegt noch ein langer Weg vor uns, aber gemeinsam sind wir füreinander und miteinander stark!

26.10. Intersex Awareness Day

Anlässlich des 💛💜 Intersex Awareness Day 💛💜 organisieren wir eine Kundgebung!

Euch erwartet neben wichtigen, spannenden und interessanten Redebeiträgen auch viel Infomaterial und natürlich Musik.

Wo? Vorplatz des Landestheaters Innsbruck aka Ni-Una-Menos-Platz
Wann? 26.10.2022 14 – 16 Uhr

Wir freuen uns schon riesig auf Euer Kommen und Engagement!

Euer Queeres Chaos Kollektiv 🌈

Ein Bild von einer Person, die eine Inter* Flagge (gelb mit einem lila Kreis in der Mitte) hochhält. In einer länglichen lilablauen Box am oberen linken Rand ist weißer Text: "Wir demonstrieren!"
In einer transparenten lila Box mittig im Bild ist weißer Text: "Der Intersex Awareness Day steht an! Wir veranstalten eine Kundgebung vor dem Landestheater. Wann? 26.10. 14:00-16:00 Uhr
Wo? Ni-Una-Menos-Platz
Euch erwarten ...
...wichtige + interessante Redebeiträge
...viel Infomaterial
...Musik"
Unten rechts im Bild ist das QCK-Logo, ein Kreis in Regenbogenfarben mit schwarzer Schrift: "Queeres Chaos Kollektiv"

++++english version++++

We are organizing a demonstration regarding to the 💛💜 Intersex Awareness Day 💛💜!

Besides important, exciting and interesting speeches, there also will be a lot of info material and of course music.

Where? Courtyard of the Landestheater Innsbruck aka Ni-Una-Menos-Platz
When? 26.10.2022 2pm-4pm

We are looking forward to see u there!

Your Queer Chaos Collective 🌈

Safe Abortion Day 2022 – Schwangerschaftsabbrüche für Alle

Im Folgenden lest ihr einen kurzen Beitrag von Ronja und dem QCK zum Safe Abortion Day 2022.

Es ist unglaublich, dass wir noch immer zu diesem Thema auf die Straße gehen müssen. Es heißt, wir leben in einer Gesellschaft, die Wissenschaft, Forschung und Medizin priorisiert – und trotzdem werden Schwangerschaftsabbrüche noch immer polarisiert, dämonisiert und laufend Falschinformationen darüber verbreitet.

Fakt ist: Schwangerschaftsabbrüche sind sicher, notwendig, und retten Leben. Das wiederhole ich gerne: sie retten Leben.

Regelmäßig wird diskutiert, in welchen Fällen Schwangerschaftsabbrüche moralisch sind, gerechtfertigt sind, vertretbar sind. Die Tatsache ist: sie sind es. Denn in keiner anderen Situation zwingen wir Menschen dazu, ihre Gesundheit, ihren Körper, ihr Leben für andere aufs Spiel zu setzen. Als Gesellschaft wissen wir, dass es nicht rechtens ist, wenn andere Menschen dazu gezwungen werden, Organe für andere zu geben. Und trotzdem machen wir bei schwangeren Personen eine Ausnahme diesbezüglich und fordern Rechtfertigungen, Geld, Scham dafür, dass sie selbst über ihren Körper bestimmen wollen.

Die Gründe dafür sind viele:

Die Abwertung von Frauen und Menschen, die schwanger werden können. Religiöse Ansichten, die nichts in staatlichen und gesellschaftlichen Entscheidungen verloren haben. Sex- und Slut-Shaming, Rhetorik, die Sex als etwas schamvolles mit „Konsequenzen“ darstellt.

Nichts davon sind gute Gründe, und in den seltensten Fällen haben sie medizinische Legitimation.

Als inter* und trans Person liegt mir dieses Thema besonders am Herzen.

Ja, es ist ein Frauenthema. Frauen sind überwiegend von diesem Thema betroffen, und Anti-Abbruchsrhetorik konzentriert sich häufig auf frauenfeindliche und veraltete Ansichten über Sex und Familienplanung. Doch es ist wichtig, trans und inter* Personen in diesem Kontext nicht zu vergessen. Denn trans Männer, inter* Personen und nicht-binäre Personen können auch schwanger werden, und haben zudem oft medizinisch komplexe Situationen, die eine Schwangerschaft noch risikobehafteter machen. Deswegen vergesst uns nicht. Denkt daran, dass wenn ihr Dinge sagt wie „wenn Männer schwanger werden könnten, gäbe es Abtreibungen an jeder Tankstelle“ – es gibt genug Männer, die schwanger werden können. Und ihre Stigmatisierung ist kein Stück geringer als die von Frauen, die schwanger werden können.

Sichere, kostenlose und leicht zugängliche Schwangerschaftsabbrüche müssen ein Grundrecht sein. Sie sollten gesellschaftlich als das anerkannt sein, was sie sind: notwendige medizinische Versorgung, die für die persönliche und öffentliche Gesundheit unentbehrlich und moralisch neutral ist.

Doch stattdessen kämpfen wir erneut gegen das Patriarchat. Müssen uns erneut rechtfertigen, dass unsere Körper und unsere Gesundheit gleichwertig sind wie die von weißen cis hetero Männern, die überwiegend die Entscheidungen treffen.

Darum appelliere ich an euch:

Es ist nicht kompliziert. Ihr sollt alle Entscheidungen über eure eigenen Körper treffen dürfen, und wer keinen Abbruch möchte, soll ebenso viel Unterstützung erhalten wie die, die es wollen.

Wir brauchen umfassende reproduktive Aufklärung, in allen Sprachen, für alle Körpertypen und medizinische Situationen, unabhängig von Geschlecht oder Religion. Freien Zugang zu Verhütung, die durch Versicherung abgedeckt ist. Und Schwangerschaftsabbrüche in jeder Klinik, ohne Scham und ohne Debatte.

Dafür kämpfen wir, dafür stehen wir gemeinsam.

Danke für eure Aufmerksamkeit, und danke, dass ihr mit uns kämpft.

21.10. 16:00 Uhr Kleiderkreisel

Du hast ein paar alte Klamotten daheim herumliegen, die du schon länger loswerden willst? Du möchtest schauen, ob du vielleicht ein cooles neues Kleidungsstück finden kannst? Du bist vielleicht trans/non-binary und wartest schon länger darauf, dass es endlich einen queerfriendly Kleidertausch gibt?
Dann freu dich auf unseren Kleiderkreisel 🥳

Hard Facts:
📍21.10. 16:00
📍Bienerstraße 10, in Innsbruck

Wir freuen uns schon auf einen tollen Kleidertausch! 😍🏳️‍🌈🏳‍⚧

Ein Bild von Kleidung an einer Stange. Darüber sind zwei Lilablaue Boxen. Die längliche Oben hat weißen Text: "Wir treffen uns!"
Die transparente Box mittig im Bild hat ebenfalls weißen Text: "Unser nächstes Treffen steht an! Wir veranstalten einen Kleiderkreisel im Stadtteiltreff Bienerstraße!
Wann? 21.10. ab 16:00 Uhr
Wo? Bienerstraße 10, 6020 Innsbruck
Falls ihr Klamotten habt, die ihr nicht mehr anzieht, neue Klamotten sucht oder euch einfach mit uns austauschen wollt: Kommt vorbei! Für Verpflegung während dem Shoppen ist gesorgt!"

++++english version++++

You have some old clothes at home that you’ve been meaning to get rid of? You want to come by and see if you can find a cool new outfit? Maybe you’re trans/non-binary and have been waiting for a queer-friendly clothes exchange? Then look forward to our clothes exchange!

Hard Facts:
📍21.10. 16:00
📍Bienerstraße 10, in Innsbruck

We’re looking forward to a great clothes exchange! 😍🏳️‍🌈🏳️‍⚧️

Trauerkundgebung für Malte – Redebeitrag QCK

Im Folgenden lest ihr einen Redebeitrag, der bei der Trauerkundgebung für Malte am 07.09.2022 von Ronja für das QCK gehalten wurde.

Wir sind heute hier, um Malte zu gedenken, der gestorben ist, nachdem er zwei lesbische Frauen vor einer homo- und transphoben Attacke beschützt hat und der Täter ihn brutal zusammengeschlagen hat.

Allem voran ist es ein schrecklich trauriger Anlass. Jedes Mal, wenn jemand derart aus unserer Community gerissen wird, spüren wir die Schockwellen überall. Malte war einer von uns, und sein Verlust schmerzt, auch wenn wir ihn nicht persönlich gekannt haben. Er war und wird immer Teil unserer Familie sein und wir werden ihn in Erinnerung behalten.

Ich möchte den heutigen Anlass nutzen, um über uns zu sprechen, trans Menschen, und unsere Community zu erinnern und zu ermahnen, uns nicht zu vergessen, unsere Anliegen und unsere Beiträge zum queeren Aktivismus zu würdigen und uns darauf zu besinnen, warum wir eine Community sind.

Die Stonewall Riots im Jahr 1969 werden weitgehend als Beginn der queeren Bewegung angesehen. Wir hören oft die Phrase „The first Pride was a Riot“, und es stimmt – der erste Pride war keine Parade mit Sponsoren und politischer Absegnung, sondern ein Aufstand von queeren Menschen, die sich gegen die Polizei wehrten. Allen voran standen trans Frauen of Color, wie Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera. Aktivistinnen, die auch später unter anderem durch die Gründung von Street Transsexual Action Revolutionaries für unsere Community und vor allem die Menschen, die es am schwersten haben, einstanden.

Doch es hat nicht da angefangen. Queere Menschen gibt es schon seit es Menschen gibt, und es waren oft trans und inter* Personen, oder wie sie in verschiedenen Zeiten genannt wurden, Transsexuelle, Hermaphroditen, Drag Artist:innen, Shaman:innen, religiöse Figuren, und Freaks, die uns sichtbar gemacht haben.

Sich verstecken zu können mag kein Privileg sein, doch vor allem wenn wir unerwünscht sind, kann es ein Schutz sein. Ein Schutz, den viele trans Personen nicht haben und nie haben werden. Um authentisch zu leben und zu lieben sind wir meist gezwungen, uns der Welt zu offenbaren und ständig über unsere Schulter zu schauen, ob sich gerade jemand einbildet, uns eine Lektion zu verpassen. Selbst bevor ich mich geoutet habe hatte ich als inter* Person keine Chance, den Belästigungen, Übergriffen und der Gewalt zu entkommen, die ich nicht einmal einordnen konnte. Und jede Form von Queerphobie ist Gewalt!

Es ist nicht sinnvoll, zu vergleichen, wer es am Schlimmsten hat. Aber ich will euch ins Gedächtnis rufen, dass wir als trans Personen schon immer für alle von uns gekämpft haben. Dass wir alles riskieren, um unsere Community zu schützen und für unsere Rechte zu kämpfen. Dass wir unsere Türen für alle die öffnen, die nicht wissen, wohin. Dass wir Räume schaffen und uns sichtbar machen, egal, ob es dem Staat und der Gesellschaft passt.

Deswegen schmerzt es umso mehr zu sehen, wenn sich Organisationen von trans Personen distanzieren. Der Anstieg von trans-exclusionary radical feminism. Der Ausschluss von trans Frauen aus Fraueneinrichtungen. Die Trivialisierung der Diskriminierung von trans Männern, die oft dazu führt, dass sie sich als Frauen einordnen müssen, um den Schutz zu bekommen, den sie brauchen. Das Lächerlichmachen von nicht-binären Personen, die Stereotypisierung, die ständige Frage nach dem „echten Geschlecht“. Die völlige Vergessenheit, in die inter* Personen oft geraten. Die Diskussion um Passing, als ob es nicht für viele um die eigene Sicherheit geht, und gleichzeitig, als ob wir alle cis aussehen wollen würden, und Passing einfach erreichen könnten. Ich habe zu viele TERFs online gesehen, die Malte misgendern, ihn als Frau bezeichnen und seine Transidentität völlig ignorieren, seinen Tod instrumentalisieren.

Es tut so weh, wenn wir alles in unsere Communities stecken, und dafür bei erster Gelegenheit rausgeschmissen werden. Wir sind nicht alle das perfekte Bild der trans Person, die es seit der Kindheit weiß und dann die komplette Transition macht, bis sie in die cis-Schablonen passt, respektabel ist.

Ich sehe immer wieder, wie wir online darüber diskutieren, wer welche Worte benutzen darf, was trans sein bedeutet, wer in welche Räume darf, was jetzt richtig und falsch ist. Und es ist schön, dass wir inzwischen die Möglichkeit haben, über solche Nuancen zu sprechen. Aber ich appelliere heute an euch: vergesst nicht, dass wir EINE Community sind.

Wir brauchen einander. Alle von uns; auch die, die nicht passen, die die neuesten Begriffe nicht kennen, die nicht cis aussehen und sein wollen, die Geschlecht als Spielplatz ansehen, die Geschlecht komplett ablehnen. Die Sexarbeiter:innen, die mit Behinderungen, die Obdachlosen, Abhängigen, Kriminellen. Die Freaks, die Verrückten, die Revolutionär:innen. Alleine schaffen wir es nicht in eine Welt, in der wir wirklich ohne Angst frei leben können.

Wir müssen uns nicht immer verstehen, aber wenn es drauf ankommt, müssen wir füreinander einstehen. Räume für uns ALLE schaffen, auch die, die nicht in die vorhandenen Boxen passen. Deswegen liebe ich das Wort queer – wir sind alle darin enthalten. Egal, ob wir fünf Identitätslabel haben oder kein einziges.

Ich wünsche mir, dass wir dem Wort wieder gerecht werden. Dass wir niemanden ausschließen, sondern uns zusammentun und gemeinsam für eine bessere Welt kämpfen. Dass wir füreinander da sind, aufeinander schauen, vor allem auf diejenigen von uns, die keine Familie haben, kein Umfeld, die am Rand der Gesellschaft stehen. Ich wünsche mir Queer Joy, Liebe und Zusammenhalt. Und ich wünsche mir, dass wir am Trans Day of Remembrance keine Namen mehr verlesen müssen.

Danke, Malte, dass du Teil unserer Familie bist. Danke, dass du für uns eingestanden bist. Es tut mir unendlich Leid, dass du so aus dem Leben gerissen wurdest. Rest in Power, und ich hoffe, du findest Frieden.

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