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Kategorie: Allgemein Seite 4 von 5

All-Gender Toiletten

Statement zur aktuellen Debatte um genderneutrale Toiletten an der Uni Innsbruck

Wie viele von euch bestimmt schon mitbekommen haben, hat es in den letzten Tagen eine Aktion von unbekannten Personen gegeben, die genderneutrale Beschilderung an Universitätstoiletten angebracht haben. Auf Social Media wurden Bilder von diesen Schildern gepostet, woraufhin die Uni Innsbruck dazu Stellung bezogen hat. Hier findet ihr diese Stellungnahme, um euch selbst ein Bild zu machen. Viele Personen haben diesen Anlass genutzt, um negative Aussagen über trans und nicht-binäre Personen zu tätigen.

Genderneutrale Beschilderung an einer Universitätstoilette

Wir wollen uns der Debatte nicht anschließen, sondern in unserem Statement auf das eigentliche Thema zurückkommen und betonen, weswegen geschlechtsneutrale Toiletten notwendig und sinnvoll sind. Der Gang auf die Toilette sollte für alle Menschen unkompliziert, in einem angemessenen Zeitfenster möglich und vor allem sicher sein. Trans, nicht-binäre und inter* Personen sowie Menschen, die nicht eindeutig feminin bzw. maskulin aussehen werden jedoch häufig verbal beschimpft und Opfer von Übergriffen, wenn sie eine der binär betitelten Toiletten benutzen.
Um allen Menschen also ein sicheres WC zu gewähren, sollte es ausreichend Optionen für alle geben. Es ist die erste und wichtigste Priorität, allen Menschen, unabhängig vom Geschlecht, den sicheren und unkomplizierten Gang zur Toilette zu ermöglichen. Ausreichend geschlechtsneutrale Toiletten sind der einfachste Weg, dies umzusetzen. Dass dies auch möglich ist, zeigt beispielsweise die Universität in Wien, die bis dato 22 All-Gender Toiletten an ihren Standorten eingeführt hat (hier die Infos dazu). Außerdem findet ihr hier einen Leitfaden der ÖH, der das Thema näher aufschlüsselt.

Unsere Forderung

Öffentliche Toiletten sind Voraussetzung, um in öffentlichen Räumen teilnehmen zu können. Ein Mangel daran bedeutet die Verdrängung aus dem öffentlichen Raum. Diesen Mangel auszugleichen ist ein kleiner Schritt, der schnell und unkompliziert durchgeführt werden kann und das Leben vieler Menschen stark vereinfacht.
An der Universität Innsbruck sind bisher 4 Toiletten offiziell geschlechtsneutral beschildert. Insgesamt gibt es jedoch 16 Gebäude mit 200 Toiletten. Das reicht nicht annähernd aus! Wir fordern deswegen: ausreichend All-Gender Toiletten, um den Gang zum WC für alle einfach und sicher zu machen.

Grundsatztreffen erste Runde

Fragt ihr euch, was wir so machen, wenn gerade kein Spaßtreffen, keine Trans Awareness Week oder ähnliche Events stattfinden? Naja, ganz viel Arbeit und Unfug, was denn sonst?! Wir haben Arbeitsgruppen und Teams für verschiedene Themen und Bereiche, wie Social Media, Demos und Kundgebungen, IT und Website, Beratung, Blogbeiträge, und was sonst noch alles anfällt. Aber auch wenn das Alltagsgeschäft weitergeht, wollen wir als Kollektiv unsere Grundsätze und Ziele nicht aus den Augen verlieren. Es gibt uns nun seit September, also bald vier Monate, und wir sind fleißig gewachsen. Deswegen ist es uns ein Anliegen, unsere Organisation zu verbessern, transparenter nach außen hin zu sein, und vor allem unsere Ziele und Grundsätze auf Papier zu bringen!

Deswegen haben am Montag, den 19.12.2022, unsere Grundsatztreffen begonnen. Als Mitglieder des Plenums treffen wir uns und besprechen Themen, die im Alltag eher untergehen. Wir sind bunt durchgemischt, aber es vereint uns auch vieles, und genau deswegen ist Kommunikation, gemeinsame Ideensammlung und Zielfindung so wichtig.

viele Post-Its, in verschiedenen Farben, mit Ideen zu unseren verschiedenen Themen, die wir bei unserem Grundsatztreffen erarbeitet haben, auf einer Wand

Wie ihr auf dem Foto seht, haben wir ganz viele Ideen und Ziele, und wollen diese auch, gemeinsam erreichen. Gestern haben Sarah und Katha den Abend für uns gestaltet, mit Spielen, Übungen und viel intensiver Diskussion und Kollaboration.

Einige der gestrigen Themen waren:

  • Unsere Organisationsstruktur
    Wie verteilen wir Aufgaben? Welche Arbeitsabläufe haben wir, und wie können diese verbessert werden? Was von unserer Arbeit, ist nach außen sichtbar? Welche Tools können wir benutzen?
  • Unsere Grundsätze
    Was wünschen wir uns? Für wen ist das Kollektiv? Wer ist noch nicht sichtbar? Wen können wir mehr ansprechen, und wie? Welche Ressourcen haben wir?
  • Umgang miteinander
    Wie gehen wir mit Konflikten um? Wie stellen wir sicher, dass alle inkludiert sind? Was machen wir, wenn Regeln gebrochen werden oder wir und widersprechen? Wie stellen wir sicher, dass wir fürsorglich und rücksichtsvoll miteinander umgehen?

In knappen drei Stunden sind wir ein ganzes Stück weitergekommen; viele Fragen, viele Ideen, viele neue Aufgaben und die Motivation, all das umzusetzen.

Aber gestern war nur der Anfang, weswegen wir jetzt noch keine Ergebnisse haben, die wir mit euch teilen können. Es wird noch einige Treffen zu diesen und vielen anderen Themen geben.

Am Ende wollen wir schwarz auf weiß unsere Ziele, Grundsätze und Organisationsstruktur geschrieben haben, die wir dann auch mit euch teilen werden, genauso wie den Weg dahin.

Klingt das für euch interessant? Dann schaut doch bei uns auf instagram @queereschaoskollektiv oder hin und wieder hier vorbei! Und wenn es euch Lust macht, auch aktiv zu werden, dann erreicht ihr uns unter info@qck.tirol oder auf instagram.

Wenn ihr uns kennenlernen möchtet, kommt doch zu Fear the Queer am 30.12.2022 um 19:00 im Cafe Lotta!

Wir freuen uns auf euch!

Trans Day of Remembrance 2022

Vier Banner und eine Flagge von vielen Kerzen umringt auf dem Straßenboden. Die Flagge ist eine Regenbogenflagge mit einem Pfeil nach rechts aus schwarzen, braunen, weißen, blauen und pinken Streifen sowie der inter* Flagge im Pfeil. Die Banner zeigen von links nach rechts: "Give Us Roses While We're Still Here" mit gemalten Rosen; "No Pride For Some Of Us Without Liberation For Some Of Us" mit der Regenbogen- Trans- Inter*- und Nichtbinär-Flagge; "Queeres Chaos Kollektiv est. 2022" auf einem Regenbogen als Kreis arrangiert; "Trans Liberation Now" mit Trans-Flagge und dem A in Trans als Anarchie-Symbol.

Der Trans Day of Remembrance findet seit 1999 immer am 20. November statt, um trans und genderdiversen Menschen zu gedenken, welche im vergangenen Jahr durch transfeindliche Gewalt ums Leben gekommen sind.

Das Queere Chaos Kollektiv organisierte anlässlich dieses Gedenktages eine Kundgebung und wurde von dem Feministischen Aktions Kollektiv und ArchFem tatkräftig unterstützt.

Es gab zahlreiche berührende Redebeiträge, unter anderem von Ronja vom QCK, Dora Sellner von der SOHO Tirol und dem QCK, einem Menschen von den IWW sowie anderen trans Menschen und Allies. Wir haben über Queer Rage, Trauer, Wut, Verlust, Gewalt gesprochen – jedoch waren Queer Joy, Gemeinschaft, Unterstützung, Liebe und Zusammenhalt ebenso stark, wenn nicht noch stärker, vertreten.

Es wurden 390 Namen von getöteten und verstorbenen trans und genderdiversen Personen verlesen. Besonders die Intersektion von Rassismus und Transfeindlichkeit ist hier hervorzuheben – ein Großteil der Verstorbenen waren transfeminine Personen und BIPOC, es liegt noch viel Arbeit vor uns.
Ca. 50 Personen waren anwesend, haben Solidarität gezeigt und sind als Gemeinschaft zusammengekommen. Es ist uns als Queeres Chaos Kollektiv besonders wichtig, die queere Community in Innsbruck sichtbar zu machen und zu vereinen. Wer Unterstützung oder Anschluss sucht, kann uns gerne auf Instagram oder per Mail kontaktieren.

Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal sehr für die Unterstützung aller Organisationen und Einzelpersonen, sowohl in der Trans Awareness Week als auch am Trans Day of Remembrance. Gemeinsam sind wir am Lautesten, Stärksten und Schönsten!

Danke an das Greenoffice LFU, die VSSTÖ, das Café Weli, das Café Lotta und Lotta Kollektiv, die Bäckerei, ArchFem und jede einzelne Person, die etwas beigetragen hat oder einfach nur dabei war – bis zum nächsten Mal!

Aus gegebenem Anlass möchten wir hier noch auf den Fundraiser für die Opfer des Shootings in Colorado verweisen.

Wir waren zu Gast bei Freirad

Diese Woche waren Lui & Ronja von unserem Queeren Chaos Kollektiv zu Gast bei das mensch. gender_queer on air bei Freirad.

Die beiden erzählen vom Gründungsprozess des Kollektivs, unseren Grundsätzen, unserer antihierachischen Struktur und warum uns mehr Aktivismus und Austausch so sehr am Herzen liegt. Das vielfältige Programm der Trans Awareness Week wird noch einmal ausführlicher vorgestellt.

Hier geht’s zum Nachhören

An dieser Stelle ein herzliches Dankschön an das mensch. gender_queer on air für die Einladung. Wir haben uns sehr darüber gefreut! Und unser Dank geht an diser Stelle auch noch einmal an all unsere Kooperationspartner*innen, ohne die die Trans Awareness Week nicht in dieser Form möglich gewesen wäre!

Trans Awareness Week

Wir haben im August 2022 das Queere Chaos Kollektiv mit dem Ziel gegründet, Aktivismus und queeres Leben zugänglich, offen für alle, und präsent in Innsbruck und Tirol zu machen. Ein besonderes Anliegen war uns dabei auch, trans Personen und Lebensweisen zu zentrieren. 

Deswegen war eine der ersten Aktionen, die wir zu planen begonnen haben, die Trans Awareness Week in Innsbruck. Angelehnt an den Prager Pride wollten wir zusätzlich zur Kundgebung am Trans Day of Remembrance auch für die Trans Awareness Week Veranstaltungen planen, die sowohl der Information als auch Unterhaltung dienen. Dazu war unser Ziel, mit anderen Lokalen und Organisationen zu kooperieren, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen. Wir freuen uns, gemeinsam mit Greenoffice der LFU, Transgender Ambulanz Innsbruck, Weli, VSSTÖ, Renner Institut Tirol, Café Lotta, Fear the Queer und Die Bäckerei folgendes Programm vorstellen zu dürfen:

Es gibt Angebote für trans Menschen selbst, für Allies, für die, die es werden wollen, und für die, denen das ganze Thema noch neu ist. Mit den Veranstaltungen wollen wir Bewusstsein für trans Menschen und Lebensweisen schaffen, über den Themenbereich Trans aufklären, Einblicke in queeres Leben und queere Perspektiven geben, und Menschen die Chance eröffnen, Fragen zu stellen und sich einzubringen.

Wir möchten die Gelegenheit außerdem nutzen, unsere Anliegen und Forderungen an die Gesellschaft und die Politik anzubringen!

Trans Personen gab und gibt es schon immer, wir sind ein wertvoller und perspektivenreicher Teil der Gesellschaft, und dem Normdenken seit jeher ein Dorn im Auge. Trotz zunehmender Sichtbarkeit im öffentlichen Diskurs mangelt es noch immer an Strukturen, die für unseren Schutz, unsere Teilhabe, unsere Gesundheit und unsere Lebensqualität sorgen. Um sicherzustellen, dass jede trans Person in Österreich die Rechte und Anerkennung hat, die er*sie braucht, fordern wir: 

Politische Selbstbestimmung durch eine Reform des Personenstands- und Namensrechts und Öffnung des dritten Geschlechtseintrags

Die Änderung des Geschlechtseintrags soll unbürokratisch und vor allem depathologisiert werden. Es sollen keine teuren und invasiven Gutachten notwendig sein, sondern der Personenstand über eine persönliche Erklärung geändert werden. Außerdem soll der dritte Geschlechtseintrag für alle zugänglich sein, ob inter*, nicht-binär, trans, oder sonstig identifiziert. Wir fordern auch ein Ende für die veraltete Klausel, dass Vornamen dem Geschlecht angepasst sein müssen. 

Schaffung eines Ergänzungsausweises ähnlich des deutschen DGTI-Ausweises in Österreich

Die DGTI ermöglicht in Deutschland einen Ergänzungsausweis, auf dem das tatsächliche Geschlecht und der gewählte Name auch vor der offiziellen Personenstandsänderung aufscheinen. Ein solcher Ausweis beinhaltet z.B. die Reisepassnummer und kann als zusätzliches Identifikationsdokument benutzt werden, um Misgendern, Diskriminierung und Schwierigkeiten durch Diskrepanzen zwischen Erscheinungsbild und Geschlechtseintrag zu vermeiden. Wir fordern, dass ein solches Dokument auch in Österreich ermöglicht wird!

Ausweitung der medizinischen Versorgung für trans Personen und übergreifende Schulung der betreffenden Berufsgruppen

Wir benötigen dringend mehr geschultes Gesundheitspersonal, um die Versorgung von trans Tiroler*innen zu gewährleisten. Aktuell sind die Wartezeiten an der Transgender Ambulanz und bei Courage viel zu lang; zudem gibt es wenig niedergelassene Mediziner*innen, die das notwendige Wissen über trans Personen haben, um uns bei der Transition und im Alltag adäquat begleiten zu können. Wir fordern deswegen höhere Budgets für trans Versorgung und verpflichtende Schulungen zu trans Menschen für Mediziner*innen, vor allem Psychiater*innen, Therapeut*innen und Allgemeinärzt*innen. 

Sexualkunde
Immer mehr junge Menschen entdecken durch TikTok und andere Social Media Plattformen ihre eigenen queeren Identitäten. Wir beobachten, dass junge Menschen offener werden und mehr Möglichkeiten haben, sich auszudrücken. Um das zu reflektieren, ist es unabdingbar, trans und queere Existenz sowie die jeweiligen Bedürfnisse im Sexualkundeunterricht zu behandeln. Es darf nicht sein, dass queere Jugendliche auf eigene Faust nach Informationen über ihre sexuelle Gesundheit suchen müssen – vor allem, wenn die Norm sehr eng gehalten ist und damit auf eine geringe Menge an Menschen vollständig zutrifft. Umfassenden Sexualkundeunterricht für alle – jetzt!

Statistiken zu transfeindlicher Gewalt und Diskriminierung

Um zu visualisieren, wie unsere Situation in Österreich tatsächlich aussieht, fehlen oft Statistiken und Erhebungen. Wir fordern deswegen, dass trans und queere Menschen in demografische Statistiken explizit aufgenommen werden, vor allem, wenn es um Gewalt und Diskriminierung geht. Schluss mit der Unsichtbarkeit!


Natürlich sind das nicht alle Themen, die trans Leben betreffen – doch es sind die Anliegen, die für uns aktuell am drängendsten sind. 

Wir hoffen, dass du in der Trans Awareness Week, am Trans Day of Remembrance und im Alltag mit uns für Trans Akzeptanz einstehst und uns unterstützt. Wir danken dir dafür sehr herzlich und freuen uns, dich bei der einen oder anderen Veranstaltung zu sehen.

Trans Liberation Now!

Intersex Awareness Day – Geschichten aus einem unsichtbaren Alltag

Anlässlich des Intersex Awareness Days am 26. Oktober erschien ein Gastbeitrag einer inter* Person im FUQS Blog darüber, wo Intersex überall unsichtbar ist und warum wir Intersex Awareness weiterhin brauchen.

Begrifflicher Hintergrund

Die Begriffe Intersex oder Intergeschlechtlichkeit stammen aus dem medizinisch-pathologisierenden Diskurs , werden aber auch zunehmend von inter* Personen als empowernde Selbstbezeichnung reklamiert.1 Sie sind Überbegriffe für eine Vielzahl an „untypischen“ Formen der Entwicklung jener Körperanteile, die gesellschaftlich als vergeschlechtlicht betrachtet werden. Die Begriffe zeigen gleichzeitig, dass ein binäres Geschlechtermodell nicht nur gesellschaftlich problematisch, sondern auch biologisch falsch ist, bleiben diesem aber dennoch verhaftet, weil sie nur in Bezug zu diesem Modell funktionieren.2

Impressionen aus Ronja’s Alltag „zwischen Geschlechtern“

Das Bewusstsein für unsere Erfahrungen, unsere Traumata, unsere Anliegen und unser Dasein lässt selbst in progressiven Kreisen noch zu wünschen übrig. Wir seien so wenige, eine statistische Anomalie, es nicht wert, berücksichtigt zu werden. Es wolle uns niemand eine Identität auferlegen oder uns “zwingen”, uns als inter*, queer, “anders” zu definieren. Unsere Variationen seien nur einzelne Krankheitsbilder, nicht miteinander verbunden, “behandelbar”. Selbst dort, wo Wohlwollen und Solidarität da sind, herrscht Unsicherheit und mangelndes Wissen. Nichts davon ist die Schuld einzelner Personen, sondern der Ausdruck unseres allmächtig scheinenden Zweigeschlechtersystems, in dem alles außerhalb von cis Mann und cis Frau benachteiligt bis völlig verleugnet wird.

Worüber nicht gesprochen wird

Ich möchte heute nicht über meine Variation sprechen. Nicht, weil ich nicht stolz und glücklich über meinen Körper bin, oder Scham damit verbinde; diese habe ich nach langer, harter Arbeit ablegen können; sondern weil es oft das erste und einzige ist, was endogeschlechtliche Menschen über mich wissen wollen. Was da genau los ist, die medizinischen Details, unser Trauma, wie uns wehgetan wurde, warum das ein Problem sei. Deswegen sage ich Menschen nur selten, welche genaue Variation ich habe. Es geht sie nichts an. Ich werde mich nicht mehr rechtfertigen, warum ich denn anders bin, ob meine Abweichung ausreichend ist, oder ich doch gesellschaftlich in eine Box gezwungen werden kann, so wie es medizinisch auch im Jahr 2022 noch immer passiert. Denn selbst heute noch gibt es in Österreich keinen übergreifenden Schutz vor geschlechtsverändernden Eingriffen!

Klicke hier, um weiterzulesen.

Intersex Awareness Day 2022 – Ronja – Inter* Sein und Aktivismus

Im Folgenden lest ihr Ronjas Beitrag zum Intersex Awareness Day 2022. Dey spricht über deren Erfahrungen mit Inter* Sein, Community und Aktivismus. Ihr könnt diesen Beitrag auch auf Youtube finden.

Ich bin Ronja, ich bin 28, ich bin Wassermann, liebe Katzen und vegetarisches Essen, und ich bin inter*.

Diagnostiziert wurde ich mit ca. 24 Jahren. Natürlich nicht als inter*, sondern mit meiner Variation. Und hätte ich es nicht selbst gewusst, dann hätte mir auch niemand gesagt, dass ich inter* bin.

Aber ich wusste es, weil ich es seit ich ein Kind bin zu spüren bekommen habe. Ich war größer, haariger, muskulöser, verschwitzter als meine Klassenkameradinnen. Meine Pubertät verlief nicht so wie erwartet. Und ich wurde gnadenlos gemobbt. Als Frau akzeptiert wurde ich ohnehin nicht, nicht von gleichaltrigen – und selbst auf queeren Parties wurde mir ungefragt an die Brüste gegriffen um zu testen, ob sie echt sind.

Zum Glück war ich ein internet-Kind – ich habe viel Zeit auf Foren und in den Ecken, wo die Freaks sich rumtrieben verbracht. Ich habe gesucht und gesucht, was denn nun der Grund für alle meine Eigenarten war. Ich habe über inter* Personen gelesen, was intersex bedeutet und wie sich das äußert. Aber ich war nie bei einer*einem Gynäkologin*en. Ich habe mich nie getraut. Und ich dachte nicht, dass das, was ich erlebe, ausreicht, um mich inter* zu nennen.

10 Jahre lang habe ich immer wieder daran gedacht. Hatte eine oder zwei Geschlechtsidentitätskrisen und hatte es immer im Hinterkopf: wenn ich inter* wäre, würde das alles erklären. Wenn ich inter* wäre, könnte ich endlich Ruhe finden.

Und dann, auf einmal, hatte ich den Zettel in der Hand. Auf einmal hatte ich die Legitimation, die ich mir immer gewünscht hatte. Nicht, dass meine Ärzt*innen es je so genannt haben. Aber ich habe Gemeinschaft gefunden. Ich hab mich getraut, einem Server beizutreten, mit den Leuten zu sprechen, denen ich lange gefolgt habe. Keine*r von ihnen wollte einen Beweis – ich wurde mit offenen Armen aufgenommen.

Es ist nicht leicht, Community zu finden. Viele inter* Personen wissen ein Leben lang nicht, dass sie es sind. Anderen wird es absichtlich verschwiegen. Nicht alle inter* Personen suchen nach Community. Doch, die, die ich gefunden habe, hätten mich auch vor 10 Jahren schon aufgenommen, wenn es die Gruppen da gegeben hätte.

Wie ich am Anfang gesagt habe, bin ich vieles außer inter*. Und ich will auf keine meiner Eigenschaften reduziert werden. Aber ich kann ehrlich sagen, dass meine inter* Identität das ist, was mir am meisten Freude, am meisten Freiheit, am meisten Community gebracht und am meisten offenbart hat. Trotz all dem Schmerz, der Ablehnung, der Marginalisierung – ich würde es um nichts in der Welt ändern.

Die inter* Menschen, die ich getroffen habe, mit denen ich Freundschaften geschlossen habe, die meine tausend Fragen beantwortet haben und mir tausend Fragen zurückgestellt haben – zu euch möchte ich sagen, dass ich euch liebe. Ich liebe über alles, dass ihr mir die Augen geöffnet habt, dass ihr mir einen Platz zum dazugehören gegeben habt, dass ich mit euch lachen und weinen kann, dass es nie langweilig mit euch wird, und dass ich eine ganz neue Art mit euch gefunden habe, ein Mensch zu sein.

Manchmal fühlt es sich an, als wären wir in der Matrix aufgewachsen und hätten dann einen Weg gefunden, das Ganze zu durchschaun. Es wirkt so absurd, dass wir Babys Geschlechter zuteilen. Es wirkt absurd, dass unser Pass einen Buchstaben drinstehen haben muss, der auch noch etwas über uns aussagen soll. Es wird absurd, dass wir so oft sexuelle Orientierung auf Genitalien reduzieren. Dass wir uns eine Toilette aussuchen sollen, als ob wir nicht alle gleichermaßen aufs Klo müssen.

Wir sind so unsichtbar. Es wird mir bewusst, wenn ich Tage wie diese plane, und keine Musik finde die speziell für uns gemacht ist, oder gar im Entstehungsprozess an uns gedacht hat. Wenn ich Infomaterialien brauche, wenn ich online nachsehe, was es sonst alles gibt. Ich möchte hier nochmal die unglaublich wichtige Arbeit von VIMÖ, VARGES und Plattform Intersex unterstreichen, die in Österreich so dringend notwendig ist.

Aber wir sind trotzdem hier, und ich habe ganz viel Unterstützung, und das macht mich glücklich.

Meine liebsten und schönsten Tage sind die, an denen ich mit anderen Menschen, die das durchschaut haben, Zeit verbringe. Ob trans, nicht-binär, inter*, queer, oder nichts davon; Menschen, die hinter den Vorhang gesehen haben und sich aktiv gegen dieses System stellen, euch hab ich am liebsten. Mit euch kann ich lachen ohne Angst zu haben, dass der nächste Witz auf meine Kosten geht. Mit euch kann ich über meine tiefsten Gedanken reden ohne Unverständnis zu bekommen. Mit euch kann ich so frei sein, wie ich es will.

Also Danke ich euch allen, die heute hier waren. Ich danke euch, dass ihr mit uns dieses archaische System durchschaut und durchlöchert, mit und kämpft, und mit uns lacht.

Danke!

Intersex Awareness Day 2022 – Nils – Inter* Allies

Im Folgenden lest ihr einen Beitrag zu Inter* Solidarität von unserer Kundgebung am 26.10.2022 in Innsbruck. Ihr könnt diesen Beitrag von Nils gelesen auch auf Youtube finden.

Wie können wir inter* Allies sein?

Inter* Menschen machen ca. 2-5% der Weltbevölkerung aus, mit einigen Schätzungen die auch höher sind. Das sind mehr Menschen, als es uns vorkommt – mehr als rothaarige Menschen, wesentlich mehr als Österreicher*innen. Trotzdem sind inter* Personen in so vielen Bereichen noch unsichtbar und im Vergleich zu vielen anderen Gruppen eher klein. Also, wie können wir Solidarität zeigen und Allies sein?

Akzeptiere Zweigeschlechterdenken nicht und spreche es an

Wenn Menschen über „Mann und Frau“ reden, diese als Gegensätze darstellen, sie als zwei gegensätzliche Gruppen ohne „Zwischenstufen“ sehen – sprich das an! Lass es nicht einfach so stehen, sondern gib Menschen zu denken. Wir als Menschen sind so viel vielfältiger als unser Zweigeschlechtersystem uns einreden will!

Konzentriere dich nicht nur auf Variationen und Körperlichkeiten

Ja, inter* hat immer eine körperliche Komponente – aber inter* Erfahrungen und Lebensrealitäten sind um einiges vielfältiger als das. Inter* Menschen werden oft auf ihre Körper und Variationen reduziert, vor allem im medizinischen Bereich. Aber unsere Neugierde rechtfertigt nicht, invasive Fragen zu stellen und uns anzumaßen, alles über eine inter* Person wissen zu dürfen. Also denkt erstmal drüber nach, bevor ihr Fragen stellt – ob ihr euch damit wohlfühlen würdet, und ob ihr die Person überhaupt gut genug kennt um intime Fragen zu stellen.

Denk darüber nach, wann und wie oft du über inter* Personen sprichst

Redest du nur dann über inter* Personen, wenn es darum geht, im Internet einen Streit zu gewinnen? Benutzt du die Existenz von inter* Personen, nur um andere Identitäten zu rechtfertigen? Wenn wir über inter* Personen sprechen, dann sollten wir auch darüber nachdenken, warum. Inter* Personen sind keine Schachfiguren! Natürlich sind queere Geschlechter und Identitäten miteinander verbunden, aber wenn wir über inter* Personen sprechen sollten wir auch für sie einstehen – nicht nur dann, wenn es praktisch für uns ist.Informier dich!
Hast du schonmal auf der Seite von VIMÖ, Plattform Intersex, oder OII reingeschaut? Es gibt viele Materialien über Variationen, inter* Leben, inter* Akzeptanz und Solidarität. Wir haben hier auch eine Auswahl an Broschüren, die ihr euch anschaun könnt.

Hört inter* Personen zu

Am meisten lernen können wir von inter* Personen selbst. Inter* Personen sind eine wahnsinnig diverse Gruppe, mit verschiedenen Erfahrungswerten und Perspektiven. Natürlich können wir nicht alles über inter* von einer einzigen Person lernen, doch je mehr wir uns miteinander austauschen desto besser können wir einander verstehen. Es gibt auch zahlreiche Videos, Talks und ähnliches auf Youtube, die ihr euch ansehen könnt.

Stellt eure eigenen Muster in Frage

Es ist wichtig, dass wir das hinterfragen, was wir gelernt haben. Inter* Menschen werden oft unsichtbar gemacht, und jede*r von uns ist im Zweigeschlechtersystem aufgewachsen, das uns Unwahrheiten als Fakten verkauft hat. Das ist nicht unsere Schuld, aber es ist unsere Verantwortung, das zu hinterfragen. Warum werden Mann und Frau als einzige Möglichkeiten verbreitet? Wen verletzen Witze über kleine Penisse wirklich? Warum ist es so tabu, über unsere Körper und deren Entwicklung zu sprechen? Wieso tun viele so, als wären 2-5% der Bevölkerung vernachlässigbar? Wieso ist es immer noch akzeptierte Praxis, Babys Geschlechter zuzuordnen und sie sogar medizinisch zu verändern, wenn das nicht einfach möglich ist?

Danke, dass ihr heute mit uns da seid und für inter* Akzeptanz kämpft. Es liegt noch ein langer Weg vor uns, aber gemeinsam sind wir füreinander und miteinander stark!

26.10. Intersex Awareness Day

Anlässlich des 💛💜 Intersex Awareness Day 💛💜 organisieren wir eine Kundgebung!

Euch erwartet neben wichtigen, spannenden und interessanten Redebeiträgen auch viel Infomaterial und natürlich Musik.

Wo? Vorplatz des Landestheaters Innsbruck aka Ni-Una-Menos-Platz
Wann? 26.10.2022 14 – 16 Uhr

Wir freuen uns schon riesig auf Euer Kommen und Engagement!

Euer Queeres Chaos Kollektiv 🌈

Ein Bild von einer Person, die eine Inter* Flagge (gelb mit einem lila Kreis in der Mitte) hochhält. In einer länglichen lilablauen Box am oberen linken Rand ist weißer Text: "Wir demonstrieren!"
In einer transparenten lila Box mittig im Bild ist weißer Text: "Der Intersex Awareness Day steht an! Wir veranstalten eine Kundgebung vor dem Landestheater. Wann? 26.10. 14:00-16:00 Uhr
Wo? Ni-Una-Menos-Platz
Euch erwarten ...
...wichtige + interessante Redebeiträge
...viel Infomaterial
...Musik"
Unten rechts im Bild ist das QCK-Logo, ein Kreis in Regenbogenfarben mit schwarzer Schrift: "Queeres Chaos Kollektiv"

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We are organizing a demonstration regarding to the 💛💜 Intersex Awareness Day 💛💜!

Besides important, exciting and interesting speeches, there also will be a lot of info material and of course music.

Where? Courtyard of the Landestheater Innsbruck aka Ni-Una-Menos-Platz
When? 26.10.2022 2pm-4pm

We are looking forward to see u there!

Your Queer Chaos Collective 🌈

Safe Abortion Day 2022 – Schwangerschaftsabbrüche für Alle

Im Folgenden lest ihr einen kurzen Beitrag von Ronja und dem QCK zum Safe Abortion Day 2022.

Es ist unglaublich, dass wir noch immer zu diesem Thema auf die Straße gehen müssen. Es heißt, wir leben in einer Gesellschaft, die Wissenschaft, Forschung und Medizin priorisiert – und trotzdem werden Schwangerschaftsabbrüche noch immer polarisiert, dämonisiert und laufend Falschinformationen darüber verbreitet.

Fakt ist: Schwangerschaftsabbrüche sind sicher, notwendig, und retten Leben. Das wiederhole ich gerne: sie retten Leben.

Regelmäßig wird diskutiert, in welchen Fällen Schwangerschaftsabbrüche moralisch sind, gerechtfertigt sind, vertretbar sind. Die Tatsache ist: sie sind es. Denn in keiner anderen Situation zwingen wir Menschen dazu, ihre Gesundheit, ihren Körper, ihr Leben für andere aufs Spiel zu setzen. Als Gesellschaft wissen wir, dass es nicht rechtens ist, wenn andere Menschen dazu gezwungen werden, Organe für andere zu geben. Und trotzdem machen wir bei schwangeren Personen eine Ausnahme diesbezüglich und fordern Rechtfertigungen, Geld, Scham dafür, dass sie selbst über ihren Körper bestimmen wollen.

Die Gründe dafür sind viele:

Die Abwertung von Frauen und Menschen, die schwanger werden können. Religiöse Ansichten, die nichts in staatlichen und gesellschaftlichen Entscheidungen verloren haben. Sex- und Slut-Shaming, Rhetorik, die Sex als etwas schamvolles mit „Konsequenzen“ darstellt.

Nichts davon sind gute Gründe, und in den seltensten Fällen haben sie medizinische Legitimation.

Als inter* und trans Person liegt mir dieses Thema besonders am Herzen.

Ja, es ist ein Frauenthema. Frauen sind überwiegend von diesem Thema betroffen, und Anti-Abbruchsrhetorik konzentriert sich häufig auf frauenfeindliche und veraltete Ansichten über Sex und Familienplanung. Doch es ist wichtig, trans und inter* Personen in diesem Kontext nicht zu vergessen. Denn trans Männer, inter* Personen und nicht-binäre Personen können auch schwanger werden, und haben zudem oft medizinisch komplexe Situationen, die eine Schwangerschaft noch risikobehafteter machen. Deswegen vergesst uns nicht. Denkt daran, dass wenn ihr Dinge sagt wie „wenn Männer schwanger werden könnten, gäbe es Abtreibungen an jeder Tankstelle“ – es gibt genug Männer, die schwanger werden können. Und ihre Stigmatisierung ist kein Stück geringer als die von Frauen, die schwanger werden können.

Sichere, kostenlose und leicht zugängliche Schwangerschaftsabbrüche müssen ein Grundrecht sein. Sie sollten gesellschaftlich als das anerkannt sein, was sie sind: notwendige medizinische Versorgung, die für die persönliche und öffentliche Gesundheit unentbehrlich und moralisch neutral ist.

Doch stattdessen kämpfen wir erneut gegen das Patriarchat. Müssen uns erneut rechtfertigen, dass unsere Körper und unsere Gesundheit gleichwertig sind wie die von weißen cis hetero Männern, die überwiegend die Entscheidungen treffen.

Darum appelliere ich an euch:

Es ist nicht kompliziert. Ihr sollt alle Entscheidungen über eure eigenen Körper treffen dürfen, und wer keinen Abbruch möchte, soll ebenso viel Unterstützung erhalten wie die, die es wollen.

Wir brauchen umfassende reproduktive Aufklärung, in allen Sprachen, für alle Körpertypen und medizinische Situationen, unabhängig von Geschlecht oder Religion. Freien Zugang zu Verhütung, die durch Versicherung abgedeckt ist. Und Schwangerschaftsabbrüche in jeder Klinik, ohne Scham und ohne Debatte.

Dafür kämpfen wir, dafür stehen wir gemeinsam.

Danke für eure Aufmerksamkeit, und danke, dass ihr mit uns kämpft.

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