Im Folgenden lest ihr einen kurzen Beitrag von Ronja und dem QCK zum Safe Abortion Day 2022.

Es ist unglaublich, dass wir noch immer zu diesem Thema auf die Straße gehen müssen. Es heißt, wir leben in einer Gesellschaft, die Wissenschaft, Forschung und Medizin priorisiert – und trotzdem werden Schwangerschaftsabbrüche noch immer polarisiert, dämonisiert und laufend Falschinformationen darüber verbreitet.

Fakt ist: Schwangerschaftsabbrüche sind sicher, notwendig, und retten Leben. Das wiederhole ich gerne: sie retten Leben.

Regelmäßig wird diskutiert, in welchen Fällen Schwangerschaftsabbrüche moralisch sind, gerechtfertigt sind, vertretbar sind. Die Tatsache ist: sie sind es. Denn in keiner anderen Situation zwingen wir Menschen dazu, ihre Gesundheit, ihren Körper, ihr Leben für andere aufs Spiel zu setzen. Als Gesellschaft wissen wir, dass es nicht rechtens ist, wenn andere Menschen dazu gezwungen werden, Organe für andere zu geben. Und trotzdem machen wir bei schwangeren Personen eine Ausnahme diesbezüglich und fordern Rechtfertigungen, Geld, Scham dafür, dass sie selbst über ihren Körper bestimmen wollen.

Die Gründe dafür sind viele:

Die Abwertung von Frauen und Menschen, die schwanger werden können. Religiöse Ansichten, die nichts in staatlichen und gesellschaftlichen Entscheidungen verloren haben. Sex- und Slut-Shaming, Rhetorik, die Sex als etwas schamvolles mit „Konsequenzen“ darstellt.

Nichts davon sind gute Gründe, und in den seltensten Fällen haben sie medizinische Legitimation.

Als inter* und trans Person liegt mir dieses Thema besonders am Herzen.

Ja, es ist ein Frauenthema. Frauen sind überwiegend von diesem Thema betroffen, und Anti-Abbruchsrhetorik konzentriert sich häufig auf frauenfeindliche und veraltete Ansichten über Sex und Familienplanung. Doch es ist wichtig, trans und inter* Personen in diesem Kontext nicht zu vergessen. Denn trans Männer, inter* Personen und nicht-binäre Personen können auch schwanger werden, und haben zudem oft medizinisch komplexe Situationen, die eine Schwangerschaft noch risikobehafteter machen. Deswegen vergesst uns nicht. Denkt daran, dass wenn ihr Dinge sagt wie „wenn Männer schwanger werden könnten, gäbe es Abtreibungen an jeder Tankstelle“ – es gibt genug Männer, die schwanger werden können. Und ihre Stigmatisierung ist kein Stück geringer als die von Frauen, die schwanger werden können.

Sichere, kostenlose und leicht zugängliche Schwangerschaftsabbrüche müssen ein Grundrecht sein. Sie sollten gesellschaftlich als das anerkannt sein, was sie sind: notwendige medizinische Versorgung, die für die persönliche und öffentliche Gesundheit unentbehrlich und moralisch neutral ist.

Doch stattdessen kämpfen wir erneut gegen das Patriarchat. Müssen uns erneut rechtfertigen, dass unsere Körper und unsere Gesundheit gleichwertig sind wie die von weißen cis hetero Männern, die überwiegend die Entscheidungen treffen.

Darum appelliere ich an euch:

Es ist nicht kompliziert. Ihr sollt alle Entscheidungen über eure eigenen Körper treffen dürfen, und wer keinen Abbruch möchte, soll ebenso viel Unterstützung erhalten wie die, die es wollen.

Wir brauchen umfassende reproduktive Aufklärung, in allen Sprachen, für alle Körpertypen und medizinische Situationen, unabhängig von Geschlecht oder Religion. Freien Zugang zu Verhütung, die durch Versicherung abgedeckt ist. Und Schwangerschaftsabbrüche in jeder Klinik, ohne Scham und ohne Debatte.

Dafür kämpfen wir, dafür stehen wir gemeinsam.

Danke für eure Aufmerksamkeit, und danke, dass ihr mit uns kämpft.